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INHALT
Die Co-Abhängigkeit ist eine komplexe Verhaltensstörung, die einerseits suchtförderndes Verhalten gegenüber einer suchtkranken Bezugsperson beschreibt oder andererseits für Beziehungssucht mit extremer Abhängigkeit steht. Das oft ungewollte und unbewusste Verhalten der Co-Abhängigen äußert sich zum Beispiel durch Schuld- und Schamgefühle, Beziehungssucht und dem Zurückstellen eigener Bedürfnisse. Bei der Co-Abhängigkeit mit einer suchtkranken Person ergänzt sich dieses Verhalten beispielsweise mit der Übernahme der Aufgaben des abhängigen Partners und der Vertuschung der Sucht.
Wir beschreiben in diesem Artikel die verschiedenen Arten von Co-Abhängigkeit.
Die „Co-Abhängigkeit ist eine seelische Abhängigkeit zum Partner, Kind oder Familienangehörigen. Im Zusammensein zweier Menschen beeinflussen sich die guten und schlechten Verhaltensweisen. Co-Abhängige gehen dabei oft unbewusst Beziehungen ein, die einseitig und emotional destruktiv sind. Co-Abhängigkeit ist ein erlerntes Verhalten, das jedoch begünstigt wird durch eine in der Familie auftretende mentale Krankheit, einem Generationstrauma oder einer Behinderung. Die Betroffenen sind seelisch abhängig von der Hilfebedürftigkeit der süchtigen oder kranken Bezugsperson. Co-Abhänge sind in der harmoniesuchend und konfliktscheu. Eine seelische Abhängigkeitserkrankung entsteht dadurch, dass durch Einnahme eines Suchtmittels oder durch ein bestimmtes Verhalten das „Belohnungssystems“ im Gehirn der Co-Abhängigen aktiviert wird, das durch Ausschüttung bestimmter körpereigener Stoffe bei den Betroffenen positive Empfindungen und Gefühle auslöst.
Das Wort Co-Abhängigkeit stammt ursprünglich von der krankhaften Beziehung mit einem alkoholkranken Menschen. Alkoholismus kann der Vorreiter einer psychischen Erkrankung sein oder als Folgekrankheit einer mentalen Erkrankung, wie zum Beispiel ADHS auftreten. Die Alkoholiker bewältigen durch den Konsum seelische Schmerzen und innere Unsicherheiten. Dabei werden sie jedoch oft verletzend, ungerecht und streitsüchtig aufgrund ihrer Symptome. Ähnlich wie beim Alkoholismus ist Co-Abhängigkeit kein moralisches Versagen oder ein Persönlichkeitsfehler. Vielmehr ist es das Ergebnis einer Reihe von Umständen, die eine bestimmte Wahrnehmung und die entsprechenden Gewohnheiten geprägt haben. Der Schlüssel liegt darin, diese Probleme zu erkennen und dann Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu lösen. Es hilft zunächst, die normalen Ereignisse einer sich bildenden Beziehung zu verstehen. Wenn zwei Menschen eine Beziehung zueinander eingehen (Arbeit, Liebesbeziehung, Freundschaft oder Familie), passiert in der Regel Folgendes:
In einer gesunden Beziehung werden durch die Anpassungen positive Veränderungen herbeiführt, die das Leben beider Menschen erfüllt. Eine ungesunde Beziehung schadet jedoch beiden Menschen und kann einen toxischen Kreislauf verursachen, der schwer zu durchbrechen scheint.
Wenn es um Co-Abhängigkeit & Alkoholismus geht, lassen die oben genannten Punkte besser neu formulieren:
Für Ehe-, Lebenspartner, Kinder oder andere Bezugspersonen stellt der Alkoholmissbrauch der geliebten Person immer eine tiefgreifende negative Erfahrung dar. Einerseits sehen sie den körperlichen und geistigen Zerfall des Alkoholkranken und andererseits leiden sie unter der Aggressivität des Betroffenen. Üblich sind für Opfer eines Alkoholikers in Aktion sexueller, körperlicher oder seelischer Missbrauch, da Alkohol in der Regel den Charakter einer Person drastisch verändert. Die Folge sind Schuld- und Schamgefühle, wobei sich laut medizinischer Statistik auch körperliche Leiden, wie beispielsweise Nervosität, Schlafstörungen, Magen-Darm-Krankheiten, Migräne und Depression entwickeln können.
Co-Abhängigkeit tritt häufig in Verbindung mit suchtkranken Menschen auf. Folgende Konstellationen sind dabei möglich:
Die seelische Abhängigkeit und Beziehungssucht mit einem Drogenabhängigen kann sich auf den eigenen Konsum und auf die sozialen Beziehungen auswirken. Betroffene einer Co-Abhängigkeit können folgende Probleme entwickeln:
Die Co-Abhängigkeit führt laut medizinischer Statistik dazu, dass die Person viel Zeit und Mühe damit aufwendet, sich um die drogenabhängige Person zu kümmern. Dabei vernachlässigt sie ihre eigenen Bedürfnisse komplett, was mit der Zeit zu mentalen und psychischen Gesundheitsproblemen führen kann. Auch das Selbstwertgefühl kann darunter sehr leiden, da Drogenabhängige in der Regel ihre negativen Ansichten und Verhaltensweisen an der co-abhängigen Bezugsperson auslassen. Die Folge sind Depressionen und andere psychische sowie körperliche Konsequenzen.
Für die Person, die mit Drogenmissbrauch zu kämpfen hat, kann die co-abhängige Beziehung schwerwiegende Folgen für die Gesundheit selbst sowie für mögliche Behandlungsergebnisse haben. In erster Linie dient die co-abhängige Beziehung als schützender und stabilisierender Einfluss. Die co-abhängige Person möchte zwar ihrer geliebten Person helfen, aber gleichzeitig fürchtet sie möglicherweise unbewusst, dass der süchtige Partner sie nicht mehr braucht, wenn die Sucht überstanden ist. Sie wird daher Maßnahmen ergreifen, welche die Sucht weiter fördern.
Laut medizinischer Statistik fühlen Co-Abhängige die Sucht des Partners und sind sozusagen durch ihn abhängig von der Droge bzw. auf die Hilfsbedürftigkeit des Partners angewiesen. So kann sich das Rückfallrisiko nach einer stationären Entzugstherapie durch die Rückkehr in die gewohnte Beziehung mit dem Co-Abhängigen erhöhen. Aus diesem Grund sollte Co-Abhängigkeit als Teil des Behandlungsplans bei Drogenabhängigen betrachtet werden. Bei einem Entzug sollte auch das co-abhängige Verhalten des Partners verändert werden. In schwereren Fällen von Co-Abhängigkeit kann es für den Betroffenen hilfreich sein, sich selbst in psychotherapeutische Behandlung zu begeben, um das Selbstbild und die Fähigkeit der co-abhängigen Person zu verbessern, Ziele zu setzen, Bedürfnisse zu definieren und Grenzen zu ziehen, die ein stärkeres Selbstwertgefühl, tiefere emotionale Intimität und gesündere Beziehungen ermöglichen.
Von Co-Abhängigkeit spricht man heutzutage, wenn ein Angehöriger den starken Wunsch hat, der psychisch kranken Bezugsperson zu helfen, sich intensiv um sie zu kümmern und dabei die eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Lebensinhalte stark zu vernachlässigen.
Man spricht von einer sogenannten Co-Depression, wenn der Angehörige eines Depressionspatienten so stark belastet ist, dass er selbst depressive Symptome zeigt. Die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen, um jemandem zu helfen, den man liebt, ist für einen Co-Abhängigen beinahe normal. Wenn es jedoch ausschließlich um den Depressionspatienten geht, dann kann es passieren, dass sich auch der Angehörige depressiv fühlt.
Co-Abhängigkeit und Depression scheinen in Anbetracht der mentalen, physischen und finanziellen Ressourcen, die man möglicherweise aufwenden muss, miteinander Hand in Hand zu gehen. Verständlicherweise kann dieses Maß an Erschöpfung zu Symptomen beitragen, die häufig mit Depressionen einhergehen, wie Lethargie, Stimmungsschwankungen und Desinteresse an Dingen, die Sie früher geliebt haben.
Da co-abhängige Beziehungen emotional aufgeladen sind, kann es schwierig sein, zwischen der Wahrheit und dem, was man fühlt, zu unterscheiden.
Viele Menschen, die mit einem Betroffenen der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) in enger Verbindung stehen, sind unwissentlich von einer Co-Abhängigkeit betroffen. Menschen, die an BPS leiden, haben oft ein chaotisches Leben. Die mit BPS verbundenen zwischenmenschlichen Probleme, wie häufiger Arbeitsplatzwechsel, Drogenmissbrauch, Depressionen, Stimmungsschwankungen und Wut sind alles Probleme, die nicht nur die Person mit BPS betreffen, sondern auch die co-abhängige Person. So sind Partner, Eltern oder andere Bezugspersonen angehalten der geliebten Person ständig zu helfen, da sie im Rahmen der Co-Abhängigkeit die Verantwortung über das Leben des Erkrankten übernimmt.
Co-Abhängige sind oft nicht in der Lage, das in der Regel unbewusste, manipulative Verhalten eines Borderliners zu erkennen. Außerdem spielen sie die vermeintliche emotionale Erpressung oft herunter und ertragen die psychischen Verletzungen, die von den Borderlinern ausgehen können. Diese Art von Selbstaufgabe, die dazu dient anderen zu helfen, beraubt sie ihres Potenzials für eine reichere, erfülltere Existenz, mehr Selbstfürsorge und Selbstliebe. Außerdem wird auch das Gegenüber der Möglichkeit beraubt, zu wachsen und Verantwortung für seine eigenen Probleme zu übernehmen. Die Betroffenen von Boderline leiten eventuell erst dann Maßnahmen zur Heilung ein, wenn das Sicherheitsnetz, in dem Fall die Hilfe des Co-Abhängigen, entfernt wird.
Laut Experten nehmen Co-Abhängige eine “Retterfunktion” ein und streben nach der wenigen Anerkennung, die sie willkürlich und selten von Betroffenen der Borderline-Störung erhalten. Sie sind in der Regel dafür zuständig, die regelmäßigen, emotionalen Ausbrüche der Erkrankten gegenüber ihrer Außenwelt zu rechtfertigen und den Streit zu schlichten. Dabei handeln sie oft gegen ihre eigenen Werte und Maßstäbe. Laut Erfahrungen von Co-Abhängigen ist dieses Verhalten wie eine Sucht, die jedoch in der Regel zu Isolation, Wut, Depression bis hin zu Burnout führen kann.
Eine Borderline-Behandlung, welche Bezugspersonen mit einschließt, kann helfen, ungesunde Beziehungsmuster wie Co-Abhängigkeit zu erkennen. Die Teilnahme an einer Familien- oder Paartherapie und der Besuch von Co-Abhängigkeits-Selbsthilfegruppen kann helfen, diese Muster zu durchbrechen und sich selbst an die erste Stelle zu setzen.
Die gemeinsamen Ursprünge von Co-Abhängigkeit und Narzissmus sind laut medizinischer Statistik ungünstige Kindheitserfahrungen, obwohl ein Großteil der Selbsthilfeliteratur Co-Abhängigkeit und Narzissmus als polare Gegensätze darstellt. Dabei haben die beiden Formen einfach nur andere Anpassungsmethoden angenommen. Co-Abhängigkeit wird oft mit übermäßiger Selbstlosigkeit in Verbindung gebracht. Die narzisstische Persönlichkeitsstörung wird oft mit übermäßigem Egoismus in Verbindung gebracht, doch sowohl Co-Abhängigen als auch Narzissten kann es an einem gesunden Selbstwertgefühl fehlen.
Narzissmus & Co-Abhängigkeit sind beide mit einem undefinierten Selbst verbunden und beide haben oft Schwierigkeiten, ein Gefühl dafür zu bekommen, wer sie wirklich sind. Kommt es bei diesen beiden Extremen zu einer Beziehung, dann sind erstmal für beide Parteien gewisse Grundbedürfnisse erfüllt: Die co-abhängige Person hat einen Partner gefunden, in den sie sich hineinversetzen kann, und die narzisstische Person hat jemanden gefunden, der ihre Bedürfnisse an die erste Stelle setzt.
Narzissten entwickeln oft einen intensiven, fast ausschließlichen Fokus auf sich selbst. Sie zeigen möglicherweise einen Mangel an Empathie oder Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer. Sie kümmern sich dabei nur um die Gefühle anderer in Bezug auf sich selbst. Narzisstische Menschen brauchen oft jemand anderen, um ihr Selbstwertgefühl aufzublähen und einen kontinuierlichen Strom von Zuneigung und Bewunderung, um sich gut zu fühlen. Menschen mit Co-Abhängigkeit sind in der Regel fokussiert auf ihr Gegenüber. Sie bilden typischerweise eine Identität, um die Bedürfnisse anderer zu erfüllen.
Anstelle von Lob sehnen sie sich oft nach Dankbarkeit und dem Gefühl, „gebraucht zu werden“. Fast jeder möchte sich geliebt oder wichtig fühlen. Narzissmus und Co-Abhängigkeit sind zwei Strategien, um dieses Ziel zu erreichen. Der Wunsch, sich gebraucht zu fühlen, unterscheidet sich nicht so sehr von dem Wunsch, sich wichtig zu fühlen. Diese Dynamik kann jedoch schnell ungesund werden. Wenn der narzisstische Partner nicht genug Dankbarkeit für die großen Dienste des Co-Abhängigen zeigt, dann kann es zu Reibungen kommen und wenn das Ego eines Narzissten wächst, können seine Anforderungen steigen, bis die co-abhängige Person schließlich ausbrennt. In diesem Fall spricht man von einer wirklich toxischen Beziehung, bei der es die Frage ist, ob eine Paartherapie hilfreich sein kann.
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