Alles über das Thema Agoraphobie-Behandlung
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INHALT
Die Betroffenen einer Agoraphobie leiden in der Regel unter panischer Angst vor Situationen mit vielen Menschen, wie bei weiträumigen Plätzen oder bei Großraumveranstaltungen der Fall sein kann. Es geht um Situationen mit großen Menschenmengen und limitierten Fluchtwegen, in denen die Betroffenen Platzangst verspüren. Sie nehmen an, dass sie im Notfall nur schwer entkommen können, leiden jedoch an der Angst vor engen Räumen, was als Klaustrophobie bezeichnet wird. Die Agoraphobie-Symptome entsprechen den typischen Beschwerden bei einer Panikattacke. Laut medizinischer Statistik sind die Heilungschancen mit der geeigneten Agoraphobie-Behandlung und entsprechender Selbsthilfe sehr gut.
Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie die Agoraphobie überwinden können.
Agoraphobie: Bedeutung
Es handelt sich um die Kombination von zwei Begriffen aus den altgriechischen Wörtern agorá, was auf Deutsch Marktplatz bedeutet und phóbos, was für Furcht steht. Im Jahre 1871 wurden die Agoraphobien von dem Psychiater und Neurologen Carl Westphal unter Verwendung dieser Bezeichnung beschrieben.
Die Agoraphobie wird in der Psychologie als Platzangst bezeichnet und steht für eine bestimmte Form der Angststörung, bei der die Betroffenen die Angst vor absolutem Kontrollverlust verspüren und befürchten, bei einem Notfall nicht rechtzeitig entkommen zu können oder nicht gerettet zu werden. Diese Art der Angststörung zählt jedoch in der Psychologie zu den spezifischen Phobien. Hauptsächlich leiden die Patienten dabei unter der Angst vor neuen Situationen und Angst vor Menschenmassen.
Dabei entsteht bei den Betroffenen ein Vermeidungsverhalten vor angstvollen Situationen. Im Extremfall kann dieses Verhalten zur sozialen Isolation führen, bei der die Menschen das eigene Haus nicht mehr verlassen können. Sie meiden in der Regel auch das alleine Reisen. Der Rückzug von sozialen Situationen geschieht auch deshalb, weil die Betroffenen vermeiden möchten, dass sie in der Öffentlichkeit einen Anfall der Angst bekommen und sich blamieren.
Agoraphobien treten häufig in Kombination mit einer Panikstörung auf. Es gibt auch die Agoraphobie ohne Panikstörung. Sie wird durch eine Reihe verschiedener, irrationaler Ängste oder Phobien ausgelöst, wie z. B. der Angst vor Gewaltverbrechen oder Terroranschlägen. Die Betroffenen meiden in der Regel überfüllte Orte und neue Situationen.
- Agoraphobie steht für die Angst vor weiträumigen Plätzen und wird, wie bereits erwähnt, als Platzangst bezeichnet. Sie steht jedoch auch für die Angst vor neuen Situationen, wie zum Beispiel Reisen, Busfahren, oder essen gehen an Orten, die ungekannt sind.
- Die Klaustrophobie steht für Raumangst, der Angst vor geschlossenen und engen Räumen, wie zum Beispiel Fahrstühle oder Busse. Die agoraphobische Störung kann zwar auch in engen Räumen stattfinden, die Angst der Betroffenen bezieht sich dabei jedoch auf eine Notfallsituation, in der sie nicht in der Lage sind, rechtzeitig zu fliehen oder ihnen nicht geholfen wird oder der Angst vor Blamagen aufgrund eines möglichen, aufkommenden Angstanfalls.
Die Symptome einer Agoraphobie ohne Panikstörung sind Vermeidungsverhalten aufgrund von angstvollen Gedanken mit negativem Selbstbild und Katastrophenangst. Bei bis zu 60 % der Fälle der Agoraphobien entwickelt sich jedoch eine Panikstörung. Der Tagesablauf ist bei den Betroffenen gekennzeichnet durch starke Ängste und die Symptome entsprechen in der Regel denen einer Panikattacke. Folgende Symtome gehören zu diesem Krankheitsbild:
- Hyperventilieren
- Erstickungsgefühle
- Trockener Mund
- Schwindel
- Schweißausbrüche
- Schneller Pulsschlag und erhöhte Durchblutung
- Herzrasen
- Innere Bilder und Gefühle von Todesangst
- Im Verlauf nehmen die Angstgefühle immer weiter zu
- Angst vor Kontrollverlust
- Eine starke Angst vor weiteren Panikattacken
- Vermeidungsverhalten vor angstauslösende Situationen und Blamagen
Genetische Faktoren
Man geht davon aus, dass erbliche Faktoren eine Rolle spielen. Eltern, die an Agoraphobie leiden, können die Störung laut medizinischer Statistik an das Kind übertragen.
Traumatische Erlebnisse und Belastungen
Betroffene einer Agoraphobie haben in der Regel in ihrem Leben unter einer schweren Belastung gelitten, die in der Kindheit aufgetreten sind. Es gibt jedoch auch viele Fälle, bei denen traumatische Ereignisse im Erwachsenenalter aufgetreten sind. Das erlebte Trauma kann sich auf den Verlust einer Bezugsperson durch Tod, Scheidung oder schwerer Krankheit, durch sexuellen Missbrauch, Verlust der Arbeit und Existenz, einer Terrorattacke oder zum Beispiel einer Entführung beziehen.
Gestörter Neurotransmitterhaushalt
Es wird allgemein angenommen, dass ein Ungleichgewicht im Neurotransmitterhaushalts des Gehirns, darunter eine Fehlfunktion der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin, die Stimmung und das Verhalten der Patienten beeinflussen. Dies kann in bestimmten Situationen zu einer erhöhten Stressreaktion führen und Angst- sowie Panikgefühle auslösen.
Mentale Krankheiten
Eine Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen wie Suchterkrankungen, Depression, Anorexia nervosa oder Bulimie können ebenfalls Agoraphobie-Ursachen darstellen.
Erhöhte Sensibilität für Angst
Es gibt Menschen, die von Natur aus ängstlicher sind als andere Menschen. Sie reagieren auch sensibler auf äußere Reize und körperliche Veränderungen. So halten diese hypersensiblen Menschen den Anflug einer Panikattacke möglicherweise leicht für einen Herzinfarkt. Sie reagieren eventuell auch sensibler auf das Weltgeschehen und auf Nachrichten im Fernsehen sowie Social Media, indem sie sich katastrophale Szenarien ausmalen. Durch das Empfinden von Angst werden dann körperliche Symptome, wie Panik, Herzklopfen usw. ausgelöst.
Hinzukommen kann der Konsum von zu viel Kaffee, der diese Symptome weiter verstärkt. Die Betroffenen sind sich dann eventuell nicht über die Wirkung von zu viel Koffein bewusst. Aus der erzeugten Angst können dann Panikattacken und eine Agoraphobie entstehen, da sich die Menschen durch die Angstgefühle und die folgenden körperlichen Reaktionen immer weiter hochschaukeln. Infolgedessen entsteht dann das bereits beschriebene Vermeidungsverhalten.
Im Internet stehen Online-Tests für die Platzangst zu Verfügung. Dieser Agoraphobie-Test kann erste Hinweise über die Möglichkeit geben, dass dieser Störung eventuell vorliegt. Die endgültige Diagnose sollte jedoch einem entsprechenden Arzt überlassen werden. In psychiatrischen Kliniken sind in der Regel ebenfalls Tests und Fragen zu finden, die durchgeführt werden können.
Etwa ein Drittel der Menschen mit Agoraphobie erreichen bei entsprechender Behandlung schließlich eine vollständige Heilung und bleiben beschwerdefrei.
Etwa die Hälfte der Patienten erfährt laut medizinischer Statistik eine Verbesserung der Symptome, es können jedoch Phasen auftreten, in denen die Symptome problematischer werden, zum Beispiel bei erhöhtem Stress.
Trotz Behandlung leiden jedoch etwa eine von fünf Personen weiterhin unter mit Agoraphobie-Symptomen.
Die Therapie richtet sich nach der Agoraphobie-Ursache. Treten die Agoraphobie-Symptome aufgrund einer Erkrankung wie Depressionen oder andere mentale Krankheiten auf, dann werden diese entsprechend behandelt.
Liegt eine Agoraphobie als eigenständiges Störungsbild vor, gehören sowohl psychotherapeutische Maßnahmen als auch Psychopharmaka zur Standardbehandlung. Die Behandlung von Agoraphobie umfasst also generell sowohl Psychotherapie als auch Medikamente. Es kann einige Zeit dauern, bis die Agoraphobie-Behandlung anspricht, doch dann bringt sie in der Regel Erfolg.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Psychotherapie beinhaltet die Zusammenarbeit mit einem Therapeuten, um Behandlungsziele zu setzen und praktische Fähigkeiten zu erlernen, um die Angstsymptome zu reduzieren. Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine der wirksamsten Formen der Psychotherapie bei allen Angststörungen, einschließlich Agoraphobie.
Die kognitive Verhaltenstherapie ist im Allgemeinen eine problemorientierte Kurzzeitbehandlung und konzentriert sich darauf, den Betroffenen bestimmte Fähigkeiten zu vermitteln, mit denen sie die Angstzustände besser kontrollieren und tolerieren können. Es geht dabei um die Konfrontation mit der vermeintlichen angstvollen Situation, die in diesem Fall Angst vor Menschenmassen und Angst vor neuen Situationen darstellen. Dabei werden die Patienten herausgefordert, das beschriebene Vermeidungsverhalten abzulegen und sich den angstvollen Situationen direkt auszusetzen. Durch diesen Prozess werden die Symptome schrittweise gelindert, bis die Betroffenen ohne Probleme in den Alltag starten können.
Den Betroffenen wird durch KVT Folgendes vermittelt:
- Das Erkennen der Faktoren, welche eine Panikattacke oder die Angstsymptome auslösen und was diese weiter verschlimmert
- Der Umgang und die Bewältigung der Symptome
- Akzeptanz der Angst, da Angst eine normale menschliche Reaktion ist
- Das Infragestellen der Gedanken und Bilder, die bei den Ängsten aufkommen, wie zum Beispiel die geringe Wahrscheinlichkeit, dass in sozialen Situationen schlimme Dinge passieren werden
- Die Erkenntnis, dass die Angst allmählich abnimmt, wenn die Betroffenen sich den Situationen aussetzen und in ihnen verweilen
- Die Erkenntnis, dass man unerwünschte bzw. ungesunde Verhaltensweisen durch die Expositionstherapie in KVT ändern kann und sich mit mehr Selbstsicherheit den Angst-Situationen stellen kann
Psychodynamische Therapie
Diese Art der Agoraphobie-Therapie setzt auf das Identifizieren von ungelösten Konflikten, die sich hinter den Angstsymptomen verbergen. Man geht davon aus, dass sich die konfliktbedingte Angst durch die Agoraphobie-Symptome widerspiegelt. Der Therapeut versucht beim Gespräch dem Patienten die auffälligen Anhaltspunkte eines möglichen Konflikts bewusst zu machen. Wenn der Konflikt erkannt ist und bearbeitet wird, dann kann laut diesem Konzept die Angst vor Menschenmassen und neuen Situationen überwunden werden.
Medikamente bei Agoraphobie
Bestimmte Arten von Antidepressiva werden oft zur Agoraphobie-Behandlung verwendet. Agoraphobische Symptome werden je nach Schwere mit angstlösenden Medikamente behandelt. Die Wirksamkeit der Antidepressiva überwiegt jedoch bei der Agoraphobie-Behandlung gegenüber den angstlösenden Arzneimitteln. Folgende Medikamente werden zur Agoraphobie-Behandlung eingesetzt:
- Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva, sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), wie die Wirkstoffe Fluoxetin und Sertralin, werden zur Behandlung von Panikstörungen mit Agoraphobie eingesetzt. Die agoraphobische Störung kann jedoch auch mit anderen Arten von Antidepressiva behandelt werden.
- Medikamente gegen Angstzustände: Zu den angstlösenden Medikamente zählen sogenannte Benzodiazepine. Es handelt sich um Beruhigungsmittel, die zur Linderung von Panikattacken und Angststörungen für eine gewisse Zeit verordnet werden. Da hier ein Problem der Abhängigkeit bestehen könnte, sollte die Einnahme durch den Arzt kontrolliert werden und nicht über einen längeren Zeitraum stattfinden.
Es kann einige Wochen dauern, bis die Antidepressiva vollständig anschlagen und die Agoraphobie-Symptome lindern. Zu beachten sind die Nebenwirkungen dieser Medikamente, die bei Beginn und Absetzen unangenehme körperliche Empfindungen oder sogar Symptome einer Panikattacke hervorrufen können. Aus diesem Grund kann der Arzt möglicherweise die Dosierung verändern oder eine anderes Antidepressivum verordnen, wenn starke Nebenwirkungen auftreten.
Wenn Patienten aufgrund von Agoraphobien das Haus nicht verlassen können, so sollten sie zumindest in der Anfangsphase der Behandlung einen Therapeuten aufsuchen, der Hausbesuche durchführen kann oder die Sprechstunde per Videocall oder Telefon anbietet. Therapeuten, welche auf Agoraphobien spezialisiert sind, wissen über dieses Problems in der Regel Bescheid.
Andernfalls sollte ein Fahrdienst organisiert werden, der den Betroffenen zur Agoraphobie-Therapie bringt. Auf jeden Fall ist es wichtig für die Patienten zu wissen, dass es durch die Kommunikation des Problems der Isolation mit Bezugspersonen und Therapeuten Möglichkeiten gibt, sich am Anfang der Therapie nicht direkt vermeintlichen Angstsituationen auszusetzen und etwa alleine zur Sprechstunde zu gehen. Es kann auch enorm hilfreich sein, einen vertrauenswürdigen Freund oder Verwandten zum Termin mitzunehmen, der bei Bedarf Trost, Hilfe und Beratung bietet.
Wenn die agoraphobische Störung so schwerwiegend ist, dass Patienten keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, dann besteht die Möglichkeit, eine stationäre Therapie in Anspruch zu nehmen. In psychiatrischen Kliniken profitieren die Patienten von einem intensiven Programm, das in der Regel auf die effektive Behandlung von Angstzuständen spezialisiert ist.
Selbsthilfegruppen zur Bewältigung und Unterstützung bei der Angst vor Menschenmassen und der Angst vor neuen Situationen können sehr hilfreich sein, da sich die Betroffenen mit Gleichgesinnten austauschen können, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Einhaltung des Behandlungsplans: Die Agoraphobie-Behandlung durch Medikamente und Psychotherapie ist enorm wichtig, um eine Besserung der Symptome zu gewährleisten. Die verordneten Medikamente sollten daher nach Anweisung des Arztes eingenommen werden. Die Therapietermine sollten eingehalten werden.
Gefürchtete Situationen nicht meiden: Die Agoraphobie überwinden kann man am besten, wenn man sich den Ängsten stellt. Familienmitglieder, Freunde und der Therapeut können dabei helfen, daran zu arbeiten.
Entspannungsmethoden: In Zusammenarbeit mit Ihrem Therapeuten können Patienten lernen, sich und ihre Nerven zu beruhigen. Meditation, Yoga, Massagen, Sauna und positive Visualisierungsmethoden sind einfache Entspannungstechniken, die ebenfalls helfen können.
Vermeiden von Kaffee, Alkohol und Drogen: Alle Substanzen, die Nervosität und Ängste hervorrufen können, bei den Drogen sind dies vor allem LSD, Kokain, Amphetamine und Marihuana, sollten nicht eingenommen werden. Auch zu viel Kaffee kann Angstsymptome auslösen oder verschlimmern.
Gesunde Lebensweise: Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung sind wichtig für ein stabiles Nervensystem und ein gesundes Immunsystem. Nährstoffe, wie Magnesium, Zink, Eisen, Vitamin C, Vitamin B, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren sowie essenzielle Aminosäuren sollten durch die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
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