Alles Wissenswerte über die Dysthymie
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INHALT
Chronisch depressive Verstimmungen wie Dysthymia (deutsch: Dysthymie) zählen zu den häufigsten Störungen, die hinsichtlich der Belastung für die Betroffenen am meisten unterschätzt werden. Die Betroffenen machen ihre Dysthymie-Symptome oft mit sich selbst aus oder wissen gar nicht, dass sie von einer psychischen Störung betroffen sind. Wenn die dysthyme Störung jedoch nicht behandelt wird, dann kann sich aus den depressiven Episoden eine permanente, klassische Depression entwickeln.
Wir beantworten in diesem Artikel die Frage: “Was ist Dysthymie?” und erklären, welche Methoden helfen, um die depressiven Beschwerden zu reduzieren.
Dysthymie ist gekennzeichnet durch eine chronische, depressive Verstimmung gekennzeichnet. Es handelt sich um eine milde Form der klassischen Depression, bei der die Patienten über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren die depressiven Symptome aufweisen. In der Regel leben die Betroffenen über Wochen hinweg keine Beschwerden, doch dann kommt es wieder zur depressiven Verstimmung.
Im Vergleich zur klassischen Depression sind die Beschwerden zwar leichter ausgeprägt, doch sie bestehen länger fort. In der Regel sind die depressiven Episoden kaum erkennbar für die Außenwelt. Auch die Betroffenen selbst haben sich möglicherweise an die Dysthymie-Symptome gewöhnt und wissen gar nicht, dass sie unter einer milden, aber chronifizierten Form der Depression leiden.
Betroffene einer Dysthymie können auch Phasen schwerer Depression erleben, was als „doppelte Depression“ bezeichnet wird. In modernen diagnostischen Klassifikationssystemen werden sowohl die dysthyme Störung als auch die chronische Depression als persistierende depressive Störung bezeichnet.
Die dysthyme Störung tritt normalerweise in der Kindheit oder Jugend mit einem schleichenden Beginn auf. Die Betroffenen erkranken in der Regel vor dem 21. Lebensjahr. Laut medizinischer Statistik erkranken die Kinder durchschnittlich mit 11 Jahren an der Störung. Bei den Erwachsenen sind etwas mehr Frauen als Männer betroffen, in der Kindheit und Jugend besteht jedoch ein Gleichgewicht zwischen den betroffenen Geschlechtern.
Die Symptome der dysthymen Störung sind milder als bei der klassischen Depression. Die Beschwerden können jedoch viel länger anhalten als bei der klassischen Depression. Größere Gewichtsveränderung (Gewichtszunahme oder -abnahme von mehr als 5 % des Normalgewichts innerhalb eines Monats) mit verändertem Appetit können ein großer Anhaltspunkt sein.
Die depressiven Episoden umfassen:
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Probleme Alltagsaufgaben zu bewältigen
- Verminderte Gesprächigkeit
- Pessimismus
- Antriebslosigkeit
- Wenig Selbstvertrauen
- Interessenlosigkeit
- Sozialer Rückzug
- Keine Hoffnung
- Tendenz zum Weinen
- Schlaflosigkeit
- Energielosigkeit
- Sichtbare Erschöpfungserscheinungen
- Übermäßige Schuldgefühle
- Entscheidungsprobleme
- Wiederkehrende Gedanken an Tod oder Selbstmord
- Selbstmordversuche
Atypische Merkmale:
- Übermäßiges Schlafbedürfnis
- Gesteigerter Appetit
- Stimmungsreaktivität: Positive äußere Einflüsse können die Laune der Betroffenen so gut wie sofort verbessern.
- Ablehnungsempfindlichkeit: Dies bezieht sich auf die pathologische Wahrnehmung zwischenmenschlicher Ablehnung.
Die dysthyme Störung ist hauptsächlich durch depressive Verstimmung gekennzeichnet. Die depressiven Episoden müssen über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren auftreten, um als Dysthymie bezeichnet zu werden. Sie kann bis zu mehreren Jahren andauern.
Die Heilungschancen sind groß, wenn die dysthyme Störung früh erkannt und behandelt wird. Im Laufe der Zeit kann eine unbehandelte dysthyme Störung jedoch zu einer klassischen Depression führen.
Die genauen Dysthymie-Ursachen sind bis dato noch unklar. Man geht davon aus, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen könnten, wobei viele Betroffene einer Depression in ihrer Familiengeschichte keine Fälle finden können. Folgende Ursachen bzw. eine Kombination derer können laut medizinischer Erfahrung für die depressiven Episoden verantwortlich sein:
Störungen in der Gehirnchemie
Das Gleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn kann eine Rolle bei der Entstehung von Depressionen spielen. Einige Umweltfaktoren, wie z. B. anhaltender Stress, können diese Gehirnchemikalien tatsächlich verändern. Es wird daher angenommen, dass abnormale Funktionen in den Gehirnschaltkreisen oder Nervenzellbahnen, die verschiedene Gehirnregionen verbinden und die Stimmung regulieren, eine wichtige Ursache darstellen. Zum Beispiel könnte die Gehirnfunktionsstörung ADHS die Grundstörung darstellen. In vielen Fällen bleibt ADHS bei Erwachsenen unerkannt, doch diese Störung führt in der Regel zu weiteren mentalen Problemen.
Äußere Stressoren, Krankheiten, Medikamente und Mangelerscheinungen
Traumatische Ereignisse in der Kindheit, Schicksalsschläge, Stress, chronische Krankheiten (Schilddrüsenunterfunktion, Asthma, Diabetes oder Demenz), Vitamin B12-Mangelerscheinung, Vitamin-D-Mangel (Mangel an Sonnenlicht), Medikamenteneinnahme (Antibabypille, Insulin, Hormonpräparate, Herz-Kreislauf-Medikamente, Schmerzmittel, Psychopharmaka, Krebsmedikamente, Antibiotika und Impfstoffe) und Beziehungs- oder Arbeitsprobleme können die Wahrscheinlichkeit einer dysthymen Erkrankung bei Menschen erhöhen, die da diese äußeren Faktoren rein biologisch für die Entwicklung einer Depression prädisponiert sind.
Suchterkrankungen
Es gilt zu bedenken, dass viele der Anzeichen der dysthymen Störung auch psychoaktive Wirkungen von Alkohol- und Drogenmissbrauch (vor allem chronischer Kokain, Amphetamin- und Marihuana-Konsum) sein könnten. Somit könnte Drogenmissbrauch zu einer der Dysthymie-Ursachen zählen.
Im Online-Dysthymie-Selbsttest werden gewisse Fragen gestellt, die bei entsprechender Beantwortung auf depressive Perioden hinweisen können. Bei Calmerapy und Therapie.de finden Sie einen entsprechenden Dysthymie-Selbsttest. Allerdings sollte die endgültige und entscheidende Diagnose von einem Arzt gestellt werden. Es gibt beim Arzt zwar keine eindeutigen Testverfahren für Depression, doch können Blutbild und körperliche Untersuchungen Hinweise auf mögliche Ursachen geben.
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) empfiehlt bei Dysthymia eine Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie. Die alleinige Behandlung durch Psychotherapie ist bei Dysthymie in der Regel nicht erfolgreich. Der Arzt sollte überwachen, ob die Patienten auf die Therapie ansprechen, da die dysthyme Störung häufig zu einer schweren, klassischen Depression fortschreitet.
Dysthyme Störung: Medikamente
Es gibt eine Reihe verschiedener Arten von Antidepressiva und da jeder Patient individuell auf Antidepressiva reagiert, besteht hier die Möglichkeit des Ausprobierens, was am besten funktioniert. Normalerweise werden zur Behandlung der dysthymen Störung die folgenden Arten von Antidepressiva verschrieben:
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs)
SSRI wirken, indem sie den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen, was helfen kann, die Stimmung zu verbessern und zu regulieren. Wirkstoffe wie Sertralin oder Fluoxetin zählen zu dieser Gruppe von Antidepressiva.
Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs)
SNRI wirken, indem sie die Menge an Serotonin und Noradrenalin im Gehirn erhöhen. Zu diesen Medikamenten gehören Wirkstoffe wie Duloxetin, Venlafaxin oder Desvenlafaxin.
Dysthyme Störung: Psychotherapie
Psychotherapie kann eine Reihe verschiedener Techniken umfassen, die bei Dysthymie erfolgreich eingesetzt werden:
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Diese Art der Therapie konzentriert sich darauf, zu lernen, die zugrunde liegenden negativen Gedankenmuster zu erkennen und zu ändern, die oft zu Depressionsgefühlen beitragen.
- Interpersonelle Psychotherapie (IPT): IPT ähnelt der KVT, basiert jedoch darauf, Probleme in Beziehungen und in der Kommunikation zu identifizieren und dann Wege zu finden, wie Sie Ihre Beziehung zu anderen verbessern und mit ihnen interagieren können.
- CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy): Ein speziell in den USA für die Behandlung der Dysthymie entwickeltes verhaltenstherapeutisches Verfahren ist CBASP. Bei dieser Methode steht die persönliche Beziehung des Patienten zum Therapeuten im Mittelpunkt. Der Psychologe vermittelt dem Patienten dabei, wie er auf andere wirkt.
In der Regel sollte die Kombination eines gesunden Lebensstils und, wie bereits erwähnt, Psychotherapie sowie medikamentöse Unterstützung bei den Patienten Besserung versprechen, insofern keine externe schwerwiegende Ursache aufrechterhalten wird. Folgende Maßnahmen können die Betroffenen selbst in Angriff nehmen:
Sport und Entspannung
Durch körperliche Bewegung wird die körpereigene Ausschüttung von Endorphinen angeregt, wodurch automatisch die Stimmung angehoben wird. Ebenfalls ist es für Menschen, die an einer dysthymen Störung leiden, wichtig, genügend Ruhepausen bei völliger Entspannung einzulegen. Durch das Abschalten der Gedanken findet die Regeneration von Gehirn, Geist und Körper statt, was nötig ist, um Stress abzubauen.
Experte für dysthyme Störung werden
Bei der Störung ist die Psychoedukation ein entscheidender Bestandteil der Therapie. Viele Betroffene werten ihre Dysthymie-Symptome jahrelang als Teil ihrer Persönlichkeit und haben häufig Schwierigkeiten zu erkennen, dass sie von einer milden Form von Depression betroffen sind. Die Aufklärung der Patienten kann ihnen dabei helfen, bessere Entscheidungen zu treffen und sich selbst besser zu akzeptieren.
Umstellung der Ernährung
Heutzutage glauben viele Menschen, dass Obst und Gemüse aufgrund der mineralstoffarmen Böden zu wenig Nährstoffe enthalten und die Menschen somit lebenswichtige Substanzen nicht mehr aufnehmen können. Beim chronischen Mangel an Magnesium, Kalzium, Kalium etc. wird das zentrale Nervensystem unterversorgt und der Mensch verliert an Stabilität.
Frische Blattsalate, Gemüse und Obst, darunter vor allem Avocado, Bananen, Spinat und alle Kohlsorten sowie Hülsenfrüchte sollten bei Dysthymie in großen Portionen eingenommen werden. Außerdem weisen Nüsse, Samen und Körner viele Mineralien, Fettsäuren und Aminosäuren auf, die für eine normale kognitive Funktion nötig sind.
Dunkle Schokolade (ab 65 % Kakao-Anteil) trägt zur vermehrten Ausschüttung von körpereigenen Endorphinen bei. Dies hilft dabei, die Stimmung anzuheben.
- Johanniskraut kann laut medizinischer Erfahrung bei einer leichten bis mittelschweren Depressionen hilfreich sein. Daher wird es oft von Patienten zur Dysthymie-Selbsthilfe eingesetzt. Während Johanniskraut und andere natürliche Behandlungsoptionen bei einigen Menschen mit Depressionen zu wirken scheinen, ist es wichtig, dass Sie niemals Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, ohne dies vorher mit Ihrem Arzt gesprochen zu haben. In Kombination mit Antidepressiva kann dieses pflanzliche Heilmittel zu einer gefährlichen Komplikation führen, die als Serotonin-Syndrom bekannt ist.
- Magnesium: Das Mineral trägt zu einer normalen psychologischen Funktion bei und stärkt somit die Nerven.
- Vitamin C: Studienteilnehmer mit niedrigem Vitamin-C-Spiegel wiesen in zahlreichen Studien ausgeprägtere Dysthymie-Symptome auf als Menschen mit einem normalen Vitamin C-Spiegel im Blut. Es wurde ebenfalls nachgewiesen, dass die Gabe von täglich 1000 mg Ascorbinsäure, das Gefühl von Angst vermindern und die geistige Leistungsfähigkeit verbessern kann.
- Vitamin B: Vitamin B6 wird zur Produktion von Serotonin und Noradrenalin benötigt. Vitamin B12 und Folsäure sind zusammen mit Vitamin C für die Synthese von Noradrenalin und Dopamin essenziell. Daher bietet ein Vitamin B-Komplex Unterstützung bei der Behandlung von depressiven Episoden.
- Vitamin D: Menschen mit Depression weisen laut medizinischer Statistik in vielen Fällen einen Mangel an Vitamin-D-Spiegel auf. Laut aktuellen Studien verdoppelt sich das Risiko, an einer Depression zu erkranken, wenn der Vitamin-D-Spiegel im Blut niedrig ist. Vitamin D3 kann als Nahrungsergänzung eingenommen werden. Ansonsten wird der Gang in die Sonne empfohlen.
- Selen: “Ein Selenmangel führt zu erhöhter Nervosität, Niedergeschlagenheit und sogar depressiven Zuständen. Wissenschaftliche Studien von amerikanischen Psychologen haben gezeigt, dass Personen, die im Körper zu wenig Selen haben, weniger mutig sind, sich häufiger müde fühlen und schlechter gelaunt sind.”
- Kurkuma: Der Stoff ist eine starke Antioxidans mit vielfacher Wirkung. Er wirkt entzündungshemmend und kann möglicherweise depressive Verstimmungen verringern bzw. die Stimmung anheben.
- Omega 3 und ungesättigte Fettsäuren: Unser Gehirn besteht aus Fett und benötigt gesunde Fette, um gut zu funktionieren. Daher sollten ungesättigte Fettsäuren zur verbesserten kognitiven Leistung eingesetzt werden.
- 5HTP: Dies ist die direkte Vorstufe von Serotonin und wandelt sich so gut wie vollständig in diesen Neurotransmitter um. Es werden bei depressiven Episoden in der Regel dreimal am Tag a 500 – 1000 mg eingenommen (Tagesdosis: 1500 bis 3000 mg).
- Gaba: Der Neurotransmitter Gaba ist für unsere Entspannung enorm wichtig. Natürliches Gaba, das aus Reis hergestellt wird, stärkt laut Patienten-Erfahrungen die Nerven. Es wird vor dem Schlafengehen eingenommen.
- Ashwagandha: In erster Linie werden durch die indische Nahrungsergänzung aus dem Ayurveda im Gehirn Stressrezeptoren geblockt, was dabei hilft, die Neurotransmitter-Tätigkeit bei Dysthymie zu normalisieren. Ashwagandha ist ein Adaptogen, das alle Funktionen im Körper auf eine normale Funktionsweise ausgleicht.
Menschen sind soziale Wesen, die auf den Kontakt zu anderen Menschen angewiesen sind, um glücklich zu sein und sich angenommen zu fühlen. Betroffene machen die Dysthymie-Symptome oft mit sich selbst aus und ziehen sich möglicherweise vom sozialen Leben zurück. Aufgrund ihres geringen Selbstwertgefühls, der verminderten Lust sich zu unterhalten und der erhöhten Empfindlichkeit bezüglich Kritik berichten Patienten oft, dass sie Beziehungen zu anderen Menschen einschränken oder gar beenden. Dies ist jedoch bei der dysthymen Störung nicht zielführend. Es ist generell bei Depressionen wichtig, sich Hilfe zu holen, das Problem nicht auszuschweigen, sondern es gemeinsam anzugehen. Entsprechende Hilfe können die Betroffenen auch bei Selbsthilfegruppen finden. Die NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen) bietet für Patienten Hilfe bei der Suche nach einer Selbsthilfegruppe in der Nähe des Wohnortes an.
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