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Komorbidität ist das medizinische Wort für Begleiterkrankung. Man weiß heutzutage, dass Krankheiten miteinander Hand in Hand gehen können. Es gibt verschiedene Komorbiditäten-Typen, so können sich aufgrund einer psychischen Grundstörung andere sekundäre, psychische Störungen ausbilden oder es kann eine körperliche Grunderkrankung vorliegen, durch die es zu sekundären psychischen Zusatzstörungen kommt, was als Multimorbidität bezeichnet wird. Generell können jedoch auch körperliche Krankheiten zu weiteren anderen körperlichen Erkrankungen führen.
Erfahren Sie in diesem Artikel, was Komorbiditäten sind und welche Typen sowie Ursachen es gibt.
Komorbidität leitet sich von der englischen Bezeichnung comorbidity ab und beschreibt eine Begleiterkrankung. Komorbiditäten sind somit die Begleiterkrankungen, die als zusätzliche Krankheitsbilder zu einer Grunderkrankung vorliegen. So bestehen zum Beispiel Zusammenhänge zwischen seelischen Störungen, Ängsten, Depressionen und körperlichen Krankheiten. Für den Begriff Komorbidität werden auch Bezeichnungen, wie Co-Morbidität oder komorbide Störung verwendet.
In einem Zeitraum von zwölf Monaten treten laut medizinischer Statistik bei bis zu 50 % der Fälle zwei oder mehr psychische Störungen auf.
Dabei besteht bei Erwachsenen ein hohe Komorbidität bei:
Bei Kindern und Jugendlichen kann eine komorbide Störung ebenfalls stark ausgeprägt sein. Gerade bei oppositionellen Verhaltensstörungen (ODD) können häufig Komorbiditäten festgestellt werden.
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung wird häufig zusammen mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung beobachtet. Wenn beide zusammen auftreten, können sich die Symptome beider Störungen verschlimmern. Die Diagnose kann durch diese Komorbiditäten ebenfalls erschwert werden. Man hat mittlerweile herausgefunden, dass eine Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung auch die Symptome des Narzissmus lindern kann.
In Studien fand man heraus, dass in der Kombination mit Borderline eine bestimmte Art von Narzissmus auftritt, nämlich der vulnerabel-fragile Narzissmus, bei dem der Patient an geringem Selbstbewusstsein und Depressionen leidet. Er reagiert überempfindlich auf Misserfolge sowie Kritik und eine Abwehrhaltung an den Tag legt.
Bei Suchtkranken können sehr oft Komorbiditäten vorliegen. Es kommt in der Regel zu Dual- oder Doppeldiagnosen, was bedeutet, dass nicht immer eindeutig zwischen einer primären Grundstörung und einer sekundären Zusatzstörung unterschieden werden kann. Mehr als 50 Prozent der Suchtkranken leiden laut medizinischer Statistik nicht an einer einfachen Abhängigkeitserkrankung, sondern an einer Mehrfachabhängigkeit, weiteren somatischen Erkrankungen (körperliche Beschwerden ohne organische Ursache) und/oder psychischen Störungen. Die erfolgreiche Behandlung richtet sich daher an die Miteinbeziehung dieser Komorbiditäten. Je früher diese erkannt und mitbehandelt werden, desto besser die Ergebnisse der Behandlung. Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen leiden im Vergleich zu nicht-abhängigen Menschen eher an mentalen Komorbiditäten, wie einer unerkannten ADHS im Erwachsenenalter, Angststörungen, Depressionen, PTBS oder Persönlichkeitsstörungen.
Die Komorbiditäten richten sich nach der Art der konsumierten Substanz(en), welche für die Sucht verantwortlich sind. Zur Verdeutlichung werden im Folgenden ein paar Beispiele genannt:
Verschieden Faktoren können das Ausmaß der Komorbidität beeinflussen. So können schwierige persönliche Lebensumstände, schlechte Gesundheit und Stress erheblich dazu beitragen. Außerdem spielt das Geschlecht eine Rolle. Frauen sind häufiger von Komorbiditäten betroffen.
Multimorbidität kommt zustande, weil der Körper und die Psyche sich im Grunde ständig beeinflussen. Durch körperliche Schmerzen oder Krankheiten werden Gedanken und Gefühle beeinflusst. Seelische Schmerzen drücken sich oft in körperlichen Schmerzen aus.
Psychische Störungen können die Begleiterscheinung für neurologische Erkrankungen sein:
Multimorbidität kann durch eine internistische Erkrankung entstehen. Die psychische Erkrankung ist in diesem Fall die Komorbidität (Begleiterkrankung) der eigentlichen Grunderkrankung. Gerade bei älteren Menschen ist eine Multimorbidität oft zu beobachten. Bei Krankheiten, wie Herzschwäche, Herzinfarkt, Gefäßdurchblutungsstörung, Magen-Darm-Krankheiten und beispielsweise Lungenentzündung kann es beispielsweise zu Depressionen kommen. Auch bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD treten bei 40 – 70 % der Betroffenen, darunter insbesondere Frauen, Depressionen und Angststörungen auf.
Diabetes Mellitus
Neben Depressionen zeigen sich bei Diabetikern auch häufig Angststörungen. Auch zwischen Diabetes mellitus und Angststörungen bestehen Wechselwirkungen: Ängste können beispielsweise eine gute Blutzuckereinstellung und die Diabetesbehandlung insgesamt stark erschweren.
Herzkrankheiten
Laut medizinischer Statistik verursacht eine chronische Herzinsuffizienz bei Patienten des gehobenen Alters Multimorbidität. Neben zusätzlichen körperlichen Erkrankungen, wie koronare Herzkrankheit, Nierenerkrankungen, COPD, Diabetes mellitus oder Vorhofflimmern können häufig auch Depressionen und Angststörungen auftreten. Auch bei Herzschwäche kömmen oft psychische Symptome, wie Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Antriebsschwäche oder Appetitverlust zutragen.
Magen-Darm-Probleme
Die Verbindung zwischen Magen, Darm und Psyche ist sehr stark ausgeprägt. Einerseits führen Stress, Depressionen, Ängste und Trauer zu Verstopfung, akuten Magen-Darm-Entzündungen, Magengeschwüren und chronischen Beschwerden, wie z.B. Reizdarmdarm-Syndrom. Andererseits führt eine nicht intakte Darmflora oder ein Reiz-Darm wiederum zu Depressionen und Stimmungsschwankungen. Menschen mit Depressionen leiden in der Regel mehrheitlich unter Darmproblemen, die sie sehr belasten.
In der Wissenschaft fand man in den letzten Jahren heraus, dass sowohl bei chronischen Magen-Darmproblemen, als auch bei Depressionen ein niedriger Serotoninspiegel vorliegt. Die Forscher stellten zudem fest, dass durch den Serotoninmangel im Darm eine niedrigere Anzahl an Neuronen vorherrscht, welche die Gesundheit der Darmschleimhaut und die Leistung des Darms beeinträchtigt. Serotonin kommt Nervensystem und in Thrombozyten sowie in großen Mengen in speziellen Zellen unseres Magen-Darm-Trakts zu finden.
Auch erkannte man, dass der Darm über den Nervus vagus (zentraler Nervenstrang) mit dem Gehirn verbunden ist. Genau wie im Gehirn besteht im Darm ein komplexes Nervensystem, das sozusagen eigenständig denken kann und viele Prozesse in Gang bringt, wie zum Beispiel die Produktion von Serotonin. Darm und Gehirn kommunizieren permanent über die Darm-Hirn-Achse, also über den Nervus vagus. Das Gehirn sendet Impulse bzw. Anweisungen direkt an den Darm und umgekehrt, was die enge Verbindung erklärt.
Außerdem fand man heraus, dass beim Vorliegen einer Depression zwei im Darm vorkommende Bakterienarten der Gattungen Coprococcus und Dialiste nicht ausreichend vorhanden sind. Diese Bakteriengattungen werden zur Produktion des Neurotransmitters Dopamin benötigt. Krankheiten, bei denen Dopaminmangel herrscht, sind neben Depressionen zum Beispiel auch ADHS und Morbus Parkinson.
Die vererbliche und bei Erwachsenen oft unerkannte Gehirnfunktionsstörung ADHS hat eine sehr lange List an Komorbiditäten:
Bei Kindern mit ADHS sind oft folgende komorbide Störungen zu beobachten:
Bei Erwachsenen mit ADHS sind folgende Komorbiditäten typisch:
Aufgrund der sich überschneidenden Symptome sind die einzelnen Komorbiditäten oft schwer zu diagnostizieren.
Arzneimittel können der Auslöser von Komorbidität bei psychischen Störungen sein. Ein Delir (geistige Verwirrtheit) auslösende Medikamente können zum Beispiel Antikonvulsiva, Corticosteroide, Opioide, tri- und tetrazyklische Antidepressiva, Benzodiazepine, Neuroleptika, Antihistaminika, Urologika, Antiemetika und zum Beispiel nichtsteroidale Antirheumatika sein.
Ein Serotonin-Syndrom äußert sich durch Halluzinationen, Konzentrationsstörungen, Unruhe, Koordinationsstörungen, Nervosität, Bewegungsdrang und übersteigerte Euphorie. Durch die Einnahme von Antidepressiva mit anderen Medikamenten kann es hervorgerufen werden. Es kann jedoch auch eine Nebenwirkung des Antidepressivums sein.
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