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INHALT
Tilidin wird traditionell eingesetzt, um schwere Schmerzen zu lindern. Das Mittel jedoch auch schnell sowohl körperlich als auch psychisch abhängig machen. Aus diesem Grund wird es meistens nur einmal als Erstbehandlung beispielsweise nach einer OP verwendet und anschließend mit einem anderen Schmerzmittel ausgetauscht.
In den 1970er Jahren wurde Tilidin (auch bekannt als Valoron oder Valtran) häufig als Heroin-Ersatz von Drogenabhängigen verwendet, da es ebenfalls euphorische Gefühlszustände auslösen kann. Teilweise wird das Schmerzmittel von deutschen Rappern heruntergespielt, was dem Problem eine Abhängigkeit zu entwickeln nicht sonderlich dienlich ist.
Tilidin gehört als Arznei zu den Schmerzmitteln (Analgetika) und gehört vom chemischen Betrachtungspunkt zu den Opiaten. Opiate sind auch Morphin, Oxycodon und Fentanyl. Im Vergleich zu Morphin ist Tilidin um ein Fünftel schwächer in seiner Wirkungsweise, sodass ihm Morphin und Oxycodon übergeordnet sind. Dennoch wirkt es stark genug zur Behandlung massiver Schmerzen, sodass es in folgenden Bereichen eingesetzt wird:
Durch seine schmerzstillende Wirkung kann Tilidin auch von Heroinabhängigen als Ersatz verwendet werden, um die Entzugserscheinungen zu lindern. In dem Aspekt hat sich im Vergleich zu den 1970’er Jahren nichts verändert. Mit dem sehr hohen Suchtpotenzial von Tilidin wechseln Drogenabhängige jedoch lediglich die Suchtsubstanz.
Tildin beginnt erst im Körper zu wirken, wenn es verstoffwechselt wird. In der Leber wird Tilidin in Nortilidin umgewandelt, das an Opioidrezeptoren andockt, um die Übertragung von Schmerzsignalen des Zentralen Nervensystems ans Gehirn zu blockieren. Folglich wird die Wahrnehmung sowie die Weiterleitung von Schmerzen unterdrückt.
Stationäre Morphin-Entzugsklinik
Gleichzeitig beeinflusst Tilidin die Stimmungslage und Psyche von Patienten. Es kann euphorisierend wirken, wobei die Einschätzung von Risiken herabgesetzt sind. Der euphorische Effekt kann sprichwörtlich zu Übermut verleiten, sodass ein Tilidin-Patient auch nicht davor zurückschreckt, Gewalt einzusetzen. Weiterhin kann Tildin ebenfalls Patienten müde und benommen machen. Auch Ängste verschwinden durch die Wirkung von Tilidin. Genau dies sind die Gründe, warum sich sehr schnell eine Abhängigkeit von Tilidin entwickeln kann.
Zur Vorbeugung einer Abhängigkeit von Tilidin wird normalerweise gleichzeitig Naloxon verabreicht. Naloxon ist das Gegenmittel von Tilidin und hebt im Fall einer Überdosierung die Wirkung von Tilidin auf. Eine normale Dosis von Tilidin beeinflusst Naloxon jedoch nicht. Die Beimischung von Naloxon soll dem Missbrauch als Rauschmittel entgegenwirken, beziehungsweise verhindern. Sollte Tilidin überdosiert werden, kippt seine schmerzlindernde Wirkung in unter Umständen schwere Entzugserscheinungen um.
Tilidin beginnt je nach Dosierung innerhalb weniger Minuten zu wirken und erreicht seinen Wirkungshöhepunkt in einem Zeitraum von 25 bis 50 Minuten nach Verabreichung oder Einnahme. Anschließend wirkt Tilidin zwischen 4 und sechs Stunden lang.
Tilidin kann in verschiedenen Formen verabreicht werden, steht jedoch unter dem Betäubungsmittelgesetz. Falls es nicht von einem behandelnden Arzt persönlich durch eine Spritze verabreicht wird, ist es in der Apotheke nur gegen ein entsprechendes Rezept erhältlich.
Die Dosis von Tilidin wird vom behandelnden Arzt festgesetzt, der hinsichtlich des hohen Suchtpotenzials und der Nebenwirkungen stets die geringste Dosis wählen wird. Diese ist wiederum vom Alter des Patienten und des Schmerzgrades abhängig. Falls Patienten zuvor Opiate eingenommen haben, wird es von einem verantwortungsvollen Arzt nicht verschrieben.
Sollte Tilidin nach ärztlicher Verschreibung über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, wird die Einnahme mit immer niedriger werdenden Dosen zum Tilidin absetzen ausgeschlichen. Das Ausschleichen ist bei der Einnahme von Tilidin von höchster Bedeutung, um Entzugserscheinungen zu verhindern. Sollte die Einnahme von Tilidin sehr schnell gestoppt werden, sind Tilidin Entzugserscheinungen vorprogrammiert.
Tilidin sollte keinesfalls bei Patienten verwendet werden, die eine Laktoseintoleranz haben oder Diabetiker sind. Weiterhin sollte Tilidin nicht eingenommen werden, falls eine Leberschwäche oder schwer einstellbare Epilepsie besteht.
Als Nebenwirkungen ist bekannt, dass Tilidin einen negativen Effekt auf das Verdauungssystem mit Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder gar Durchfall haben kann. Dazu können Kopfschmerzen, Schwindel, Nervosität und Halluzinationen auftauchen. Weiterhin sind Fälle von Niereninsuffizienz und Androgen-Defizienz bekannt (erektile Dysfunktion, Menstruationsstörungen bis hin zur Unfruchtbarkeit) bekannt. Langfristige und fahrlässige Einnahme führen wiederum zur körperlichen und psychischen Abhängigkeit.
Zusammen mit Alkohol kann es zu einer starken Kreislaufbelastung kommen. In Kombination mit anderen Opiaten kann es zu Atemlähmungen kommen oder mit serotonergen Arzneimitteln (z. B. Diazepan) sowie Allergiemitteln die Wirkung verstärkt werden. Dies würde zu Halluzinationen, Unruhe, Koordinationsstörungen, instabilem Blutdruck oder gar einem Koma führen.
Die Verabreichung von Tilidin ist entsprechend nicht ganz ungefährlich, weshalb ein Arzt die Gabe sorgsam abwägt.
Bei einer Tilidin-Therapie unter ärztlicher Aufsicht entwickelt sich normalerweise keine Sucht. Erst, wenn Tilidin über einen längeren Zeitraum und in hohen Dosen eingenommen wird, entwickelt sich eine Abhängigkeit. Die Sucht entwickelt sich schleichend, sodass sie anfangs nicht zu bemerken ist – solange das Mittel eingenommen wird. Verzögert sich die Einnahme von Tilidin oder wird es nicht mehr eingenommen, wird das erste Anzeichen einer körperlichen Abhängigkeit unübersehbar:
Während Tilidin eingenommen wird, senkt sich das Schmerzempfinden von Patienten. Gleichzeitig entsteht eine höhere Toleranz gegenüber des Mittels, sodass es in kürzeren Abständen und in höheren Dosen eingenommen wird.
Andere körperliche Symptome schließen ein:
Diese Symptome treten bereits innerhalb von einem Zeitrahmen von 6 bis 12 Stunden nach der letzten Einnahme auf. Gleichzeitig gesellen sich Symptome einer psychischen Abhängigkeit hinzu:
Um sich aus dem Teufelskreis der Abhängigkeit von Tilidin zu begeben, muss der Betroffene zunächst einsehen, dass er abhängig ist. Dieser Schritt ist nicht leicht und sollte er von Nahestehenden angesprochen werden, reagiert er zumeist gereizt. Ist die Einsicht jedoch vorhanden, steht der nächste Schritt unmittelbar bevor: die Motivation für einen Tilidin Entzug.
Im Prinzip gibt es drei Wege, Tildin abzusetzen: Kalter Entzug, Warmer Entzug und RDD-Entzug.
Von einem Kalten Tilidin Entzug spricht man, wenn das Präparat von heute auf morgen abgesetzt wird. Diesen Weg wählen die meisten, die von Tilidin abhängig geworden sind und denken, es funktioniert auf eigene Faust. Durch den langen Zeitraum der Einnahme von Tilidin ist das Schmerzempfinden jedoch sehr stark herabgesenkt. Der Körper hat in der Zeit verlernt, Schmerzen ohne medikamentöse Hilfe selbst zu regulieren. Der Kalte Entzug charakterisiert sich vor allem durch Rückkehr der alten Schmerzen in wesentlich höherer Intensität. Die Tilidin Entzugserscheinungen werden begleitet durch Schwitzen, Schwindel, innere Unruhe, Panikattacken, Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit oder gar Suizidgedanken. Ein kalter Entzug von Tilidin Tabletten wird durch die heftigen Tilidin Entzugserscheinungen häufig abgebrochen, wodurch sich die Sucht verfestigt. Zudem hat ein kalter Entzug eine sehr hohe Rückfallquote.
Um den Tilidin Entzug zu erleichtern, wird in der Regel ein sogenannter warmer oder fraktionierter Entzug vorgenommen. Hierbei wird das Präparat schrittweise abgesetzt, um den Körper langsam an eine niedrigere Dosis zu gewöhnen, bis Tilidin abgesetzt ist. Beim warmen Entzug kann auch ein anderes Medikament als Alternative zur Entgiftung verabreicht werden. Dies geschieht am besten unter kontrollierten Bedingungen bei einem Tilidin Entzug in der Klinik. Der stationäre Tilidin Entzug kann engmaschig von Fachärzten begleitet sowie Entzugserscheinungen mit milden Mitteln behandelt werden. Gleichzeitig wird bei einem stationären Tilidin Entzug die psychische Abhängigkeit behandelt.
Die RDD-Methode soll den Tilidin Entzug erleichtern. Hierbei werden dem Patienten entspannende Medikamente verabreicht und er wird anschließend 60 Minuten lang in Narkose gelegt. Die Erholung beginnt direkt darauffolgend und soll ohne die meisten Tilidin Entzugserscheinungen einhergehen. Unter ärztlicher Aufsicht schläft der Patient in den ersten Tagen mehr, sodass beim Tilidin Entzug Schlaflosigkeit nicht auftaucht. Bei langanhaltendem Tilidin-Missbrauch soll diese Methode Suchtexperten zufolge am erfolgreichsten sein.
Jeder Entzug ist von verschiedenen Phasen charakterisiert, die nicht zu unterschätzen sind. Die erste Phase ist jedoch die wichtigste.
Die erste Phase des Tilidin Entzugs ist vor allem durch die Motivation des Patienten geprägt. Er muss für eine umfassende Veränderung seiner Denk- und Verhaltensweisen bereit sein, was viel Arbeit auf der psychischen Ebene bedeutet. Falls diese Bereitschaft nicht vorhanden ist, ist der Tilidin Entzug leider zum Scheitern verurteilt.
Die zweite Phase wird mit einem Tilidin Entzug in der Klinik durch die Entgiftung eingeleitet. Dort wird das Präparat schrittweise abgesetzt oder, um den Tilidin Entzug zu erleichtern, mit L-Polamidon substituiert. Es können ebenfalls weitere Medikamente eingesetzt werden, die beruhigend und schmerzstillend wirken, um die Tilidin Entzugserscheinungen zu lindern. Da Tilidin auch einen euphorisierenden Effekt auf die Psyche hat, fühlen sich Patienten in den ersten Tagen des Tilidin Entzugs häufig hoffnungslos oder als würden sie in ein Loch fallen. Bei einem stationären Tilidin Entzug werden Sie psychisch aufgefangen, weshalb der professionelle Tilidin Entzug in der Klinik wesentlich vorteilhafter ist.
Die dritte Phase ist von der psychischen Entwöhnung geprägt, bei der die Suchtursachen beleuchtet und mit Therapiesitzungen behandelt werden. Das psychische Suchtverlangen kann durch ergänzende Therapieangebote bekämpft werden, während eine Behandlung körperlicher Schmerzen (die zur Schmerzmittelsucht geführt haben) erfolgt. Diese kann beispielsweise im Rahmen von Physiotherapie erfolgen.
Eine Sucht begleitet Patienten ein Leben lang, sodass sie nach einem erfolgreichen Tilidin Entzug lediglich als abstinent gelten. Um die Sucht weiterhin in Schach zu halten, sind weitere Therapien im Anschluss an den stationären Tilidin Entzug erforderlich. Die Nachsorge kann mit Selbsthilfegruppen sowie ambulanten Therapien gestaltet werden.
Ein Tilidin Entzug in der Klinik kann sowohl in öffentlichen als auch privaten Fachkliniken erfolgen.
Der Unterschied ist jedoch, dass die meisten öffentlichen Kliniken den psychischen Faktor nicht mit einbeziehen. Dieser muss im Anschluss des Tilidin Entzugs im Rahmen der Entwöhnung nachgeholt werden, doch dafür ist der Entzug an sich weniger intensiv. Zwischen Tilidin Entzug und Entwöhnung besteht ein hohes Rückfallrisiko. Zudem ist die Aufnahme in einer öffentlichen Fachklinik bürokratisch kompliziert, während eine schnelle Aufnahme nicht gesichert ist. Es bestehen mitunter recht lange Wartezeiten bis zur stationären Aufnahme.
In einer privaten Fachklinik hingegen ist sowohl eine schnelle als auch unbürokratische Aufnahme möglich. Gleichzeitig werden in einer Privatklinik auch die psychischen Faktoren nahtlos mitbehandelt, sodass das Rückfallrisiko geringer ist und mit professionellen Techniken der Tilidin Entzug gelindert werden kann. Selbstverständlich erwartet Sie bei Aufnahme in einer Privatklinik ebenfalls ein höherer Standard hinsichtlich ärztlicher Begleitung, Unterbringung und Verpflegung.
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