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Viele Menschen sind von der Spielsucht betroffen und verlieren ihr gesamtes Vermögen. Erst im späten Stadium der Verhaltenssucht bekennen sich Menschen oft zu der Aussage: “Ich bin spielsüchtig”, und in diesem Moment kann ihnen geholfen werden. Erfahren Sie in diesem Artikel alles über Anzeichen, Symptome, Ursachen und die Entzugsbehandlung bei Spielsucht.
Es gibt zwei englische Begriffe, welche für die Spielsucht stehen. “Gambling” steht für die Glücksspielsucht, bei der es um Geld geht. Gaming steht für die Sucht nach Computerspielen. Hier geht es eher um das Spiel an sich und weniger um das Geld. In unserem Artikel beziehen wir uns jedoch auf die Spielsucht, bei der es um Geld geht, also um das “Gambling”. Betroffene einer (Glücks)-Spielsucht leiden unter dem zwanghaften Drang, Gewinn- oder Glücksspiele zu spielen. Es handelt sich um eine Impulskontrollstörung, durch welche die Betroffenen keine Kontrolle über ihre täglichen Handlungen und Geldausgaben haben.
Beim Spiel verbindet das Gehirn eines Spielers die erlebten Reize mit positiven, aufregenden Gefühlen. Er erlebt dabei einen wohligen Nervenkitzel, da bei einem Gewinn Glücksgefühle freigesetzt werden. Laut medizinischer Statistik sind Männer mehrheitlich von der Spielsucht betroffen. Glücks- und Gewinnspiele können dabei täglich an Spielautomaten, in Kasinos oder Wettbüros sowie am heimischen Computer getätigt werden. Am Online-Roulettetisch oder beim Online-Pokern sind die Spielsüchtigen bequem und unerkannt zugange und keiner kann sie stoppen. Spielsüchtige können auch dann nicht aufhören, wenn bereits private, persönliche oder finanzielle Probleme sichtbar werden. Am Ende verlieren sie oftmals ihr gesamtes Vermögen.
Wie auch bei anderen Süchten entwickelt sich die Spielsucht in der Regel schleichend. Vor und beim Spiel erfahren die Betroffenen einen starken Nervenkitzel. Beim Gewinn schüttet das Gehirn Botenstoffe, wie Dopamin und Noradrenalin, aus. Es wird somit das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert, was bei den Süchtigen, ganz genau wie durch die Einnahme von beispielsweise Kokain, zum Kick führt.
Experten teilen die Spielsucht grob in drei Stadien ein:
Gelegentliche Spiele mit zunehmendem Nervenkitzel. Der Spielsüchtige hat sein Verhalten dabei noch unter Kontrolle, beschäftigt sich jedoch zunehmend mit Spielstrategien und Gewinnmöglichkeiten.
Das Spielverhalten nimmt mit jedem erlebten Glücksrausch zu und der Betroffene gewöhnt sich an die prickelnden Reize, die durch das Spiel ausgelöst werden. Er konditioniert seinen Körper immer mehr auf das Spielen, bis sich ein Automatismus einschleicht, bei dem sich die Einsätze und die Risikobereitschaft immer mehr erhöhen (Toleranzentwicklung). Soziale Kontakte und alltägliche Verpflichtungen werden ihm immer unwichtiger.
Die Betroffenen werden auch als Verzweiflungsspieler bezeichnet, da sie in dieser Phase nur noch einen Nervenkitzel verspüren, wenn immer höhere finanzielle Risiken eingehen. Die Impulskontrollstörung ist dabei so stark, dass Betroffene nicht mehr ihren alltäglichen Verpflichtungen nachkommen können. Ihre Gedanken und Handlungen drehen sich nur noch um das Spiel. Soziale Beziehungen gehen dabei oft zugrunde. Zum Beispiel spielen die Betroffenen einer Spielautomaten-Spielsucht dann direkt an mehreren Automaten gleichzeitig. In dieser Phase wird jeglicher Gewinn sofort wieder eingesetzt. Wenn es möglich ist, so machen die Betroffenen hohe Schulden. Viele Betroffene sind sich über den Schaden, den sie sich zufügen zwar bewusst, doch sie können nicht aufhören. Sie hoffen dann nur noch verzweifelt auf einen Gewinn.
Es gibt gewisse Spielsucht-Anzeichen, die relativ einfach wahrzunehmen sind.
Der Betroffene befindet sich in einer Negativspirale. Der finanzielle Verlust vom letzten Spiel soll ausgeglichen werden durch neue Teilnahmen an Spielen. Dabei ist der Betroffene davon überzeugt, dass nicht der Zufall das Spiel entscheidet, sondern das Engagement des Spielers in Form von höheren Investitionen oder mehr Konzentration. Gewinnt er tatsächlich, so verwendet er das Geld jedoch nicht zum Ausgleich seiner Schulden, sondern spielt weiter, bis er verliert und die Negativspirale wieder von Neuem beginnt.
Die Spielsucht-Symptome sind im Rahmen der Negativspirale folgende:
Wie beispielsweise bei einer Kokainsucht verändert sich der Charakter eines Süchtigen im Laufe der Zeit. Die Betroffenen erhalten nur beim Spiel Glücksgefühle. Mit zunehmender Sucht nimmt das Interesse an Liebesbeziehungen und Freundschaften ab, da sich die gesamte Aufmerksamkeit um das Spiel und die Beschaffung von Geld dreht. Der Mensch hat sein Verhalten und seine Finanzen nicht im Griff. Soziale und liebende Menschen können einem Spielsüchtigen zum Opfer fallen.
Dabei kann der Betroffene eiskalt sein, wenn es um die Beschaffung von Geld geht. Spielsüchtige decken ihr Spieldasein und sind gefühlskalt, denn eigentlich ist ihnen alles egal, solange sie das Geld fürs Spielen erhalten. Betroffene flüchten vor Problemen und familiären Konflikten, sie versäumen die Arbeit, leiden unter Schuldgefühlen und Schlafstörungen.
Für die Entstehung einer Spielsucht kommen in der Regel mehrere Faktoren zusammen, und zwar biologische, psychosoziale sowie genetische. Es gibt jedoch nicht die eine oder einzige Spielsucht – Ursache.
Laut medizinischer Statistik tritt die Spielsucht gehäuft in Familien auf. Man hat herausgefunden, dass Kinder ein 20 Prozent höheres Risiko eingehen, spielsüchtig zu werden, wenn ein Elternteil unter dieser Störung leidet. In diesem Zusammenhang kann zum Beispiel auch die erbliche Gehirnfunktionsstörung ADHS zugrunde liegen, welche oft die Grunderkrankung bei Suchterkrankungen und anderen mentalen Störungen darstellt. Menschen mit ADHS haben ein in der Regel ein schlechtes Selbstbewusstsein, Impulskontrollstörungen und ein gestörtes Sozialverhalten, wenn es um die Äußerung von Gefühlen geht. Auch bei Spielsüchtigen hat man herausgefunden, dass diese in der Regel ein geringes Selbstwertgefühl, Impulskontrollstörungen und Probleme haben, mit ihren Gefühlen umzugehen.
Traumatische Ereignisse aus der Kindheit können einen Menschen ebenfalls dazu veranlassen, spielsüchtig zu werden. Der frühe Verlust eines Elternteils, psychische oder körperliche Gewalterfahrungen, soziale Ausgeschlossenheit aufgrund eines Migrationshintergrunds oder Kriegserlebnisse können psychosoziale Faktoren darstellen.
Lebenskrisen, die durch den Verlust der Arbeit, Tod einer Bezugsperson, schwerwiegende Krankheit, finanzielle Probleme, Trennung vom Partner, oder durch die fehlende berufliche Perspektive entstehen, können ebenfalls Auslöser für die Spielsucht sein.
Gerade in einer Partnerschaft ist es wichtig zu wissen, dass man keine Entscheidungen für jemand anderen treffen kann. Sie, als Angehöriger, können im Umgang mit einem Spielsüchtigen:
Wenn der Süchtige jedoch keine Einsicht zeigt, dann ist es wahrscheinlich am besten, wenn Sie den Spielsüchtigen fallen lassen.
Aufgrund der psychischen Entzug-Symptome können Spieler in der Regel schwer aufhören zu spielen.
Typische Entzug-Symptome sind Nervosität, Zwangsgedanken, Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, Konzentrations- und Schlafstörungen.
Die Glücksspielabhängig ist eine stoffungebundene Abhängigkeit, was auch als Verhaltenssucht bezeichnet wird. Hier besteht eine reine psychische Abhängigkeit, welche aufgrund der Ausschüttung von Glückshormonen im Falle eines Gewinns zustande kommt. Die Behandlung eines Spielsüchtigen besteht in einer stationären und ambulanten Entzugsbehandlung. Das Therapieziel ist die Stabilisierung des Zustands der betroffenen Personen bei vollständigem Verzicht auf Glücksspiel. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Gespräch, um bei Patienten die innere und äußere Isolation aufzulösen. Die stationäre Therapie der Glücksspielabhängigkeit ist im Rahmen des Entzugs erfolgreicher, da der Patient sich ohne Ablenkungen voll und ganz auf seine Genesung konzentrieren kann. In der Regel verbringt er 4-6 Wochen in einer Klinik für Psychiatrie oder Psychologie.
Die stationäre Psychotherapie zum Entzug bei Spielsucht lässt sich in drei Phasen einteilen:
Die Ursachenfindung für die Spielsucht wird mit dem Therapeuten angegangen. Es finden Gespräche über Kindheit und Familie statt. Nachdem genau über das Spielverhalten gesprochen wurde, bestimmen Patient und Therapeut das Therapieziel. Dabei wird eine Art Erklärungsmodells über das Spielverhalten erarbeitet.
Behandelt werden zugrundeliegende Auslöser wie z.B. Depression, Sozialphobie, schwaches Selbstbewusstsein, Partnerschaftsprobleme oder Familienprobleme. Dem Patienten werden Mechanismen zur Selbstkontrolle vermittelt, um die Impulskontrollstörung in den Griff zu bekommen. Bei einer zugrundeliegenden psychischen Störung werden gleichzeitig entsprechende Medikamente verabreicht.
Der Patient wird auf seine Zeit nach dem Aufenthalt in der Klinik vorbereitet. Bewältigungsstrategien für das tägliche Leben werden erarbeitet. Das Thema Rückfallprävention und Problemlösungsstrategien in Krisensituationen ist in dieser Phase wichtig. Es geht jedoch auch um Themen wie Schuldenmanagement und Maßnahmen zur Wiedereingliederung in ein soziales Umfeld, das eventuell mit der Motivation zur Jobsuche einhergeht.
Nach der stationären Therapie erhalten Patienten in der Regel eine 6-12 monatige ambulante Gesprächstherapie zur Rückfallprävention. Therapieinhalte und die genaue Dauer der Therapie werden jedoch vom Therapeuten festgelegt.
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