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INHALT
Die Opioidabhängigkeit bleibt eine erhebliche globale Gesundheitsherausforderung, von der weltweit Millionen Menschen betroffen sind.
Dem Europäischen Drogenbericht 2022 der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (kurz: EMCDDA) zufolge konsumierten schätzungsweise 1 Million Erwachsene in der Europäischen Union im vergangenen Jahr hochriskante, illegale Opioide. Dabei umfasst das noch nicht mal legale, verschreibungspflichtige Opioide.
Diese Medikamente, insbesondere Morphin und Hydromorphon, sind unverzichtbar in der medizinischen Schmerztherapie. Dennoch stellt ihr Potenzial zur körperlichen Abhängigkeit sowohl Gesundheitsdienstleister als auch Patienten vor große Herausforderungen.
Das Absetzen dieser Medikamente erfordert sorgfältige medizinische Überwachung, da ein plötzliches Beenden zu schwerwiegenden Entzugssymptomen führen kann.
Der Entzug von Hydromorphon oder Morphium, basiert auf den Auswirkungen dieser Medikamente auf Gehirn und Körper.
Bei regelmäßiger Einnahme verursachen Opioide enorme Veränderungen in den körpereigenen Systemen der Schmerzverarbeitung und Belohnung.
Die Medikamente binden an spezifische Opioidrezeptoren im gesamten Körper, besonders im Gehirn und Nervensystem. Mit der Zeit passt sich der Körper an die ständige Präsenz dieser Substanzen an.
Er reduziert die eigene Opioidproduktion und reagiert weniger empfindlich auf die Medikamente – ein Prozess, der als Toleranz bekannt ist. Diese Anpassung findet sowohl auf zellulärer als auch auf systemischer Ebene statt und führt zur körperlichen Abhängigkeit.
Die körperliche Abhängigkeit entwickelt sich durch mehrere Mechanismen:
Die Entzugssymptome treten auf, wenn die angepassten Körpersysteme plötzlich keine Opioide mehr erhalten. Die hauptsächlichen Ursachen sind:
Der Schweregrad des Entzugs kann stark variieren und im schlimmsten Fall sogar tödlich sein. Die wichtigsten Faktoren dabei sind:
Hydromorphon, ist ein halbsynthetisches Opioid, das aus Morphin gewonnen wird. Beide Medikamente werden in der Schmerztherapie eingesetzt.
Hydromorphon ist deutlich stärker als Morphin. Studien zeigen, dass es etwa 5-10 mal potenter ist. Medizinische Untersuchungen belegen, dass 1,5 mg intravenöses (IV) Hydromorphon die gleiche schmerzlindernde Wirkung hat wie 10 mg IV Morphin.
Diese höhere Wirkstärke ermöglicht effektive Schmerzlinderung auch bei niedrigeren Dosen, erhöht aber das Abhängigkeitsrisiko.
Die Wirkdauer variiert je nach Verabreichungsform. IV-Morphin beginnt nach 5-10 Minuten zu wirken und hält 3-4 Stunden an. Orales Morphin wirkt nach etwa 30 Minuten und hält 3-6 Stunden an.
Hydromorphon zeigt ähnliche Muster: Die IV-Gabe wirkt nach 10-15 Minuten und hält 3-6 Stunden an.
In der klinischen Praxis wird Hydromorphon oft bei Patienten bevorzugt, die eine starke Schmerzlinderung benötigen, aber empfindlich auf Morphin reagieren oder darauf nicht ausreichend ansprechen.
Bei Patienten mit Nierenproblemen ist es besonders nützlich, da es anders verstoffwechselt wird. Die Leber wandelt Hydromorphon in Hydromorphon-3-Glucuronid (H3G) um, das im Vergleich zu den Stoffwechselprodukten minimale klinische Auswirkungen zeigt.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen diesen Medikamenten liegen also in:
Der Entzug von Morphin oder Hydromorphon ruft normalerweise verschiedene körperliche und psychische Symptome hervor. Diese Symptome können zwar intensiv sein, lassen sich aber unter fachgerechter medizinischer Aufsicht gut behandeln.
Die Symptome können zwar unangenehm und belastend sein, sind aber bei sachgemäßer Behandlung nicht lebensbedrohlich. Dennoch können Komplikationen auftreten. Dies gilt besonders bei schwerer Dehydration durch Erbrechen und Durchfall oder bei Menschen mit bestehenden Grunderkrankungen.
Die Risiken des Opiod-Entzugs sind jedoch nicht mit den Risiken einer Opiod-Überdosis oder chronischen Abhängigkeit vergleichbar: In einer Langzeitbeobachtungsstudie von Opioid-Abhängigen wurde festgestellt, dass jedes Jahr fast 14 von 1000 Opioid-Abhängigen starben.
Der Entzug von Morphin oder Hydromorphon folgt einem meist vorhersehbaren Muster. Das Verständnis dieses zeitlichen Ablaufs hilft bei der Vorbereitung und Bewältigung des Entzugsprozesses.
Die ersten Symptome treten auf, wenn das Medikament beginnt, den Körper zu verlassen. Diese Phase markiert den Beginn der körperlichen Anpassung an das Funktionieren ohne Opioide. Betroffene sollten unter anderem mit folgenden Beschwerden rechnen:
Das ist die herausforderndste Phase, in der die Entzugssymptome ihre maximale Intensität erreichen.
Körperliche Symptome sind oft nur schwer erträglich:
Psychische Symptome erreichen ihren Höhepunkt:
In dieser Phase beginnen sich die akuten Symptome zu bessern, auch wenn nicht alle vollständig verschwinden:
Körperliche Symptome lassen nach:
Psychische Symptome lassen nach:
Die ersten Entzugssymptome zeigen sich zwar typischerweise innerhalb der ersten Woche, der vollständige Entzugsprozess von Morphin und Hydromorphon kann jedoch deutlich länger dauern. Besonders bei lang wirksamen Morphin-Formulierungen können die Entzugssymptome bis zu 14 Tage oder länger anhalten.
Das sichere Absetzen von Morphin oder Hydromorphon erfordert sorgfältige medizinische Überwachung und einen strukturierten Ansatz. Ein plötzliches Absetzen kann zu schweren Entzugssymptomen und möglichen Komplikationen führen. Daher ist eine fachgerechte medizinische Betreuung unerlässlich.
Das schrittweise Reduzieren der Medikation, das Ausschleichen, ist der bevorzugte Ansatz beim Absetzen. Das genaue Protokoll richtet sich nach individuellen Faktoren und beinhaltet typischerweise:
Gut zu wissen: “Cold Turkey” beschreibt das abrupte, vollständige Absetzen eines Medikaments ohne schrittweise Reduktion. Der Name stammt von der daraus resultierenden Gänsehaut. Bei Opioiden ist diese Methode besonders riskant und wird von Ärzten nicht empfohlen. Das plötzliche Beenden der Opioid-Einnahme versetzt den Körper in einen Schockzustand. Die Entzugssymptome treten dabei schnell und mit voller Wucht auf, was zu schweren körperlichen Reaktionen wie Krampfanfällen, gefährlicher Dehydration und extremen Blutdruckschwankungen führen kann.
Fachärztliche Betreuung ist während des Absetzens aus mehreren Gründen entscheidend. Mediziner überwachen die Vitalzeichen, behandeln Komplikationen und passen Therapiepläne bei Bedarf an.
Sie bewerten individuelle Risikofaktoren, einschließlich Krankengeschichte und aktuellen Gesundheitszustand, um geeignete Ausschleichpläne zu entwickeln. Regelmäßige Kontrollen ermöglichen das frühzeitige Erkennen und Behandeln aufkommender Komplikationen.
Verschiedene Medikamente können Entzugssymptome während des Absetzens lindern:
Sicherheitshinweis: Die Einnahme jeglicher Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel während des Entzugs – auch frei verkäuflicher Präparate – darf ausschließlich nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.Selbstmedikation kann zu gefährlichen Wechselwirkungen führen und den Entzugsprozess erschweren oder sogar lebensgefährliche Komplikationen verursachen. Während eines Entzugs ist Ihr Körper ohnehin bereits stark verwirrt, gießen Sie nicht Öl ins Feuer!
Der Absetzprozess von Opioiden erfordert engmaschige medizinische Begleitung. Mediziner überwachen dabei besonders die Vitalfunktionen wie Herzfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur. Ebenso wichtig ist die regelmäßige Beurteilung der körperlichen und psychischen Entzugssymptome.
Basierend auf diesen Beobachtungen passen Ärzte den individuellen Behandlungsplan an. Das betrifft sowohl die Geschwindigkeit des Ausschleichens als auch die unterstützende Medikation. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem frühzeitigen Erkennen möglicher Komplikationen, um rechtzeitig gegensteuern zu können.
Auch wenn der Entzug von Morphin oder Hydromorphon zunächst überwältigend erscheinen mag – unter fachgerechter medizinischer Betreuung und mit der richtigen Unterstützung lässt sich diese Herausforderung bewältigen.
Der Prozess ist vorübergehend, und jeder Tag bringt Sie der Genesung näher. Seelischer Beistand von Angehörigen und medizinische Ansätze, wie das sorgfältige Ausschleichen und unterstützende Medikamente, können den Weg deutlich erleichtern.
Genetische Unterschiede in der Opioid-Verstoffwechselung können den Entzug mehr oder weniger intensiv gestalten. Man ist jedoch in der Regel nicht seiner Genetik komplett schutzlos ausgeliefert.
Der Alkoholentzug kann lebensbedrohliche Komplikationen wie Delirium tremens und Krampfanfälle verursachen und ist in der akuten Phase oft gefährlicher.
Der Morphinentzug wird dagegen häufig als körperlich und psychisch belastender empfunden und dauert meist länger.
Alkoholentzug erfordert zudem oft mehr Selbstdisziplin, da Alkohol in unserer Gesellschaft oft leichter zu beschaffen ist als Morphium. Betroffen müssen im Alltag oft mehrmals “Nein” zu sich sagen und der Versuchung widerstehen.
Von der Arbeit während der akuten Entzugsphase wird dringend abgeraten. Die ersten 1-2 Wochen sollten Sie sich körperlich und psychisch erholen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wann eine Rückkehr zur Arbeit sinnvoll ist.
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