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Die Esssucht ist eine psychische Störung, welche sich mit immer wiederkehrenden Essanfällen äußert. Betroffene haben dabei keine Kontrolle über ihr Essverhalten und verschlingen enorme Nahrungsmengen. Die unkontrollierten Essanfälle zählen zu den häufigsten Essstörungen auf der Welt. Besonders in den USA sind viele Menschen vom Binge-Eating betroffen. Im Grunde werden durch das Essen unangenehme Gefühle unterdrückt, was als Vermeidungsverhalten bezeichnet wird. Von der Störung sind 2 % der Gesamtbevölkerung betroffen, darunter erkranken ca. 40 % der Jungen oder Männer und ca. 60 % der Mädchen oder Frauen.
Wir berichten in diesem Artikel alles Wichtige über diese Störung und erklären, wie man die Esssucht bekämpfen kann.
Die Fresssucht, Esssucht oder auch Binge-Eating-Störung (auf Englisch: Binge-eating-disorder) ist eine schwere und lebensbedrohliche, jedoch behandelbare Essstörung, die durch wiederholte Episoden des Essens großer Mengen von Nahrungsmitteln (oft sehr schnell und bis zum Unbehagen) gekennzeichnet ist. Die persistierende Störung des Essverhaltens führt zu einem veränderten Konsum und einer Malabsorption der Nahrung. Daher sind viele Betroffene (aber nicht alle!) übergewichtig. Binge-Eater leiden generell unter einer Beeinträchtigung ihrer psychosozialen Funktionsfähigkeit. Sie haben in der Regel bei den Essattacken ein Gefühl des Kontrollverlusts und leiden nach dem Anfall an Schamgefühlen, Leidensdruck oder Schuldgefühlen.
Unter den Essstörungen gibt drei Hauptformen:
Die Betroffenen einer Essstörung leben in ständiger Sorge um ihr Gewicht. Je nach Störung sind Nahrungsverweigerung, unkontrollierte Essanfälle, heimliches Essen, Ablehnung des eigenen Körpers und hoher Leidensdruck kennzeichnend. Bei Bulimie und Anorexia geht es um die Besessenheit von eingebildeten „Fehlern oder Defekten“.
Die Essstörung Esssucht ist nicht mit dem zwanghaften Überessen zu verwechseln. Binge-Eating ist auch nicht wie die Bulimie mit der wiederholten Anwendung unangemessener kompensatorischer Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Erbrechen verbunden. Die Patienten sind in der Regel übergewichtig und bilden sich diese Tatsache nicht ein, wie es bei den anderen beiden Störungen der Fall ist.
Ein Binge-Eating-Anfall ist durch die beiden folgenden Esssucht-Merkmale gekennzeichnet:
Die Ess-Anfälle werden mit drei (oder mehr) der folgenden Verhaltensweisen bzw. Merkmalen assoziiert:
Kennzeichnend für Essstörungen sind ständige Sorgen und obsessive Gedanken sowie Verhaltensweisen in Bezug auf das Aussehen. Die Krankheit ist durch ein schwaches Selbstbewusstsein und wenig Vertrauen zu anderen gekennzeichnet. Es geht permanent um das Gewicht und darum, wie sehr sie sich blamieren aufgrund ihres Körpers. Vor lauter Frustration kommt es wieder zu unkontrollierten Essanfällen. Nach dem Binge-Eating-Anfall kommen in der Regel Ekelgefühle, Depressionen oder Schuldgefühle nach übermäßigem Essen
Die Betroffenen erleben ständige Gewichtsschwankungen, sowohl nach oben als auch nach unten auf der Skala. Sie leiden möglicherweise an Magen-Darm-Beschwerden, wie zum Beispiel Magenkrämpfe, Verstopfung, Sodbrennen usw. Oft klagen die Betroffenen über Konzentrationsschwierigkeiten.
Die folgenden Verhaltensmerkmale können für Außenstehende und Bezugspersonen als Warnzeichen angesehen werden:
Verantwortlich für die Essanfälle sind Emotionen wie Nervosität, Angst, Ärger, Wut, Trauer, Langeweile oder Frust. Das Essen wird zur Kompensation dieser Emotionen eingesetzt. Im Körper werden bei den Betroffenen durch das Zuführen der Speisen Endorphine ausgeschüttet, welche die Laune verbessern und ein Wohlgefühl auslösen. Dieses Gefühl wird jedoch nach dem Überladen des Magens am Ende der Essattacke durch Frust und Schuldgefühle verdrängt.
Die genaue Ursache für die Entstehung der Fresssucht sind noch nicht erklärt. Anhand zahlreicher Studien fand man jedoch heraus, dass eine komplexe Kombination genetischer, psychologischer und soziokultureller Faktoren beteiligt sind.
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die eine Erklärung dafür darstellen, warum Binge-Eating-Störungen in bestimmten Familien häufiger auftreten:
Laut medizinischer Statistik haben ca. 95 Prozent der Patienten einer Fressstörung einen Elternteil, der ebenfalls von dieser Störung betroffen ist.
Es gibt neurobiologische Komponenten für das Essverhalten mit Kontrollverlust. Eine komplexe Kombination von Hormonen beeinflusst und bestimmt unsere Hunger- und Sättigungssignale. Ebenfalls beeinflussen diese unsere Gedanken, Gefühle und unser Verhalten in Bezug auf Nahrung.
Eine Reihe von psychischer Faktoren können eine Person dazu veranlassen, Essattacken zu erleiden. Die psychischen Esssucht-Merkmale sind in der Regel ein geringes Selbstwertgefühl, ein negatives Körperbild und Gefühle der Unzulänglichkeit sowie Einsamkeit, was auf eine bereits vorliegende, psychische Krankheit hindeuten könnte. Die Betroffenen haben in vielen Fällen mit gleichzeitig auftretenden Stimmungs- und Angststörungen zu kämpfen.
In der Regel leiden Binge-Eater auch an einer Sozialphobie. Weitere Faktoren können Suchterkrankungen, Traumata, Angststörungen oder ADHS sein. Die Fresssucht geht laut medizinischer Statistik oft mit Depressionen einher. Hier ist jedoch noch nicht klar, ob Binge-Eating Depressionen verursacht oder umgekehrt. Außerdem wird oft beobachtet, dass die Patienten Schwierigkeiten dabei haben, sich beruflich zu entwickeln oder signifikante Lebensveränderungen zu bewältigen.
Die allgemeine Meinung über Diäten, Binge-Eating und Fettleibigkeit ist ein soziokultureller Faktor, der die Entwicklung einer Esssucht stark beeinflussen kann. Der Trend des Schlankseins bezeichnet in der heutigen Gesellschaft das „gesunde, erfolgreiche Leben“. Werbebotschaften in Presse, Fernsehen und Social Media suggerieren seit vielen Jahren, dass wir die totale Kontrolle über unsere Essgewohnheiten und unser Gewicht haben sollten. Es wird zudem vermittelt, dass durch die alleinige Willenskraft normale Essgewohnheiten, Gewichtsverlust und allgemeine Gesundheit erreicht werden könnten. Diese Annahme fördert bei den Betroffenen Schamgefühle und Verlegenheit, da sie in der Regel von einer Diät zur nächsten Diät übergehen, aber trotzdem nicht wirklich abnehmen.
Die durch die Essstörung entstehenden Gesundheitsrisiken richten sich in erster Linie an Menschen, die mit Übergewicht und ständigem Gewichtswechsel (Jo-Jo-Effekt) zu kämpfen haben. Die gesundheitlichen Folgen sind in der Regel: Diabetes, erektile Dysfunktion bei Männern, Schilddrüsenprobleme, Bluthochdruck oder Herzkrankheiten. Die Störung steht, wie bereits erwähnt, in Komorbidität mit anderen psychischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Phobien, Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen oder Suchterkrankungen.
In vielen Fällen ist eine Kombination aus Gesprächstherapie und Medikamenten zielführend:
Die verbesserte Version der kognitiven Verhaltenstherapie ist unter dem Namen CBT-E (die englische Abkürzung für enhanced cognitive behaviour therapy) bekannt. Sie stellt derzeit die effektivste Esssucht-Therapie dar. Laut medizinischer Statistik schlägt diese Therapie bei 65 % der betroffenen Menschen nach 20 Psychotherapiesitzungen an. Die konsequente Weiterentwicklung des kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansatzes zur Behandlung von Essstörungen enthalten neue Erkenntnisse in Bezug auf die zentrale Psychopathologie, die sich mit der Überbewertung der Figur, der Angst vor dem Zunehmen und der mangelnden Kontrolle bezüglich des Essverhaltens beschäftigt. Ebenso werden die zugehörigen Verhaltensweisen, wie Body-Checking-Behavior (z.B. ständiges Überprüfen des Aussehens im Spiegel), Belohnung durch Essen und stimmungsabhängiges Essverhalten genauer behandelt.
Interpersonelle Psychotherapie (IPT):
Die Interpersonelle Therapie beschäftigt sich mit Konfliktlösungen bezüglich aktueller, zwischenmenschlicher Beziehungen, welche Auslöser für das Binge-Eating darstellen. Die Patienten erlernen mehr Sozialkompetenz und Selbstsicherheit im Umgang mit Menschen, was in der Regel dazu führt, dass sie ihre Emotionen nicht mehr mit Essen kompensieren.
Medikamente können dabei helfen, dass keine unkontrollierten Essanfälle mehr auftreten. Antidepressiva erhöhen die Gehirnchemikalien, welche dabei helfen, die Stimmung zu kontrollieren. Stimmungsaufheller helfen auch bei Essattacken.
Folgende Antidepressiva werden bei Essstörungen eingesetzt:
Weitere Esssucht/Medikamente:
Die Binge-Eating-Störung ist oft von Schamgefühlen und sozialer Isolation gekennzeichnet. Folgende Maßnahmen sollten Betroffene der Essstörung Esssucht einhalten:
Der erste Schritt zur Heilung besteht im Akzeptieren der Esssucht. Dann ist es wichtig, alles über die Krankheit zu erfahren. Durch die Psychoedukation können Betroffene Fähigkeiten zur Überwindung und Bewältigung der Störung entwickeln. Es gibt zum Beispiel Hilfestellungen und Informationen beim Bundesfachverband für Essstörungen.
Sport ist zur Therapieergänzung hilfreich. Sportarten wie Aerobic, Walking, Fitnessgeräte können Stress bei den Betroffenen reduzieren und enorm wichtig für die Erlangung von mehr Selbstbewusstsein und besserer Gesundheit sein.
Eine Ergänzung zur psychologischen Esssucht-Behandlung können Selbsthilfeprogramme für zu Hause sein. Es geht dabei zum Beispiel darum, ein Tagebuch über die Emotionen zu führen, die zu den Essattacken führen. Alleine durch das sich Bewusstmachen, wann es durch welche externen Geschehnisse, Erinnerungen oder Gedanken zu den Emotionen und somit zu den Essattacken kommt, kann enorm hilfreich für den Heilprozess sein.
Viele Teilnehmer berichten, dass der Austausch mit Gleichgesinnten in einer Selbsthilfegruppe gerade bei Essstörungen sehr hilfreich sein kann. Betroffene einer Essstörung leiden in der Öffentlichkeit und suchen daher die Einsamkeit. In einer solchen Gruppe kommen genau die Menschen zusammen, die den gleichen Leidensweg beschreiten. So finden viele Teilnehmer einer Esssucht-Selbsthilfegruppe Freunde und enorme Unterstützung. Empfehlenswert sind durch einen Therapeuten geleitete Gruppen, die genau auf diese Störung spezialisiert sind. Bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) können je nach Wohngebiet bzw. Postleitzahl Beratungsstellen für Essstörungen in Deutschland gefunden werden, die Informationen über Therapieangebote und Selbsthilfegruppen in der Region bereitstellen.
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