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Der Arbeitstag war ein Marathon, die Anspannung sitzt tief in den Schultern. Jetzt, endlich zu Hause, lockt der Gedanke an eine Riesenportion des Lieblingsessen vor dem Fernseher – dieser kleine Moment der Entspannung, den wir alle kennen und schätzen.
Diese Situationen sind völlig normal. Doch für Menschen mit einer Binge Eating-Störung geht es weit darüber hinaus.
Die Binge Eating-Störung ist die häufigste Essstörung in Deutschland. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind Frauen besonders häufig davon betroffen:
Binge Eating ist damit häufiger als andere Essstörungen wie Bulimie und Magersucht.
Der entscheidende Unterschied zu gelegentlichem Überessen liegt in dem Kontrollverlust und der Regelmäßigkeit: Menschen mit Binge Eating-Störung erleben wiederkehrende „Essanfälle“, bei denen sie in kurzer Zeit sehr große Mengen Nahrung zu sich nehmen.
Was bleibt, sind oft Gefühle von Scham, Verzweiflung und langfristige gesundheitliche Konsequenzen.
Die gute Nachricht ist: Eine Binge Eating-Störung ist behandelbar. Woran man sie erkennt und was man tun kann, erfahren Sie hier.
Eine Binge Eating-Störung entwickelt sich oft schleichend. Was als gelegentliches Überessen beginnt, kann sich zu regelmäßigen Essanfällen entwickeln.
Diese Anfälle können unterschiedlich häufig auftreten – von ein- bis dreimal pro Woche bei milderen Verläufen bis hin zu täglichen Episoden in schweren Fällen.
Für eine Diagnose müssen mindestens drei der folgenden Symptome bei Binge Eating regelmäßig auftreten:
Besonders charakteristisch ist das Gefühl, während des Essanfalls die Kontrolle zu verlieren. Anders als bei einem gewöhnlichen „Überessen“ zu besonderen Anlässen, ist ein Essanfall von intensiven negativen Gefühlen begleitet. Viele Betroffene beschreiben es als einen Zustand, in dem sie sich wie fremdgesteuert fühlen und erst wieder „zu sich kommen“, wenn der Essanfall vorbei ist.
Gut zu wissen: Auch wenn Sie „nur“ einmal pro Woche einen Essanfall erleben, aber darunter stark leiden, sollten Sie sich Unterstützung suchen. Eine frühe Behandlung kann verhindern, dass sich die Symptome verschlimmern.
Eine Binge Eating-Störung entwickelt sich meist durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Wie sich anhand dieser Faktoren abzeichnen lässt, hat die Störung nichts mit “persönlichem Versagen” zu tun.
Es gibt einfach Menschen, die in einer Lebenssituation stecken, in der viele der nachstehend erwähnten Risikofaktoren auf sie zutreffen und daher besonders anfällig für Binge Eating sind.
Die Forschung zeigt, dass unsere Gene eine wichtige Rolle spielen können. Wenn ein Familienmitglied an einer Essstörung leidet, erhöht dies das Risiko für Angehörige. Wissenschaftler haben auch entdeckt, dass bei manchen Menschen eine besondere Empfindlichkeit gegenüber Botenstoffen im Gehirn besteht, die das Belohnungsempfinden steuern.
Viele Menschen mit Binge Eating berichten von belastenden Lebensereignissen:
Ein negatives Körperbild und ständige Diätversuche können einen Teufelskreis auslösen:
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen Besonderheiten in der Gehirnstruktur bei Menschen mit Binge Eating. Diese können zu:
Häufig tritt die Binge Eating-Störung zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen auf:
Oft werden im Rahmen einer Binge Eating-Diagnose, diese potenziellen Risikofaktoren unter die Lupe genommen, da diese Erkenntnisse für die Entwicklung einer individualisierten Behandlungsstrategie genutzt werden können.
Betroffene berichten oft, dass Ihre Essanfälle in bestimmten Situationen auftreten. Das Erkennen dieser Auslöser/Trigger kann ein entscheidender Schritt zur Bewältigung der Erkrankung sein. Es gibt überraschend viele potenzielle Auslöser. Hier einige Beispiele:
Starke Gefühle können Essanfälle triggern – und das gilt nicht nur für negative Emotionen:
Zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine wichtige Rolle:
Leere kann besonders herausfordernd sein. Vor allem abends oder an Wochenenden, wenn keine Ablenkung da ist, können Essanfälle eine scheinbare Lösung sein. Sie füllen dann nicht nur den Magen, sondern auch eine emotionale Leere. Fehlende Tagesstruktur und bedeutungsvolle Beschäftigungen verstärken dieses Muster oft noch zusätzlich.
Eine Binge Eating-Störung kann diverse gravierende gesundheitliche Folgen haben. Die Auswirkungen betreffen dabei sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit.
Die häufigen Schwankungen in der Nahrungsaufnahme können den Stoffwechsel nachhaltig beeinflussen. Etwa die Hälfte der Betroffenen entwickelt Übergewicht, da der Körper mit den wechselnden Phasen zwischen Essanfällen und normaler Ernährung nur schwer umgehen kann.
Besonders problematisch ist dabei die Entwicklung von Typ-2-Diabetes, die durch die unregelmäßige und oft übermäßige Nahrungsaufnahme begünstigt wird.
Bei Frauen können zusätzliche hormonelle Probleme auftreten. Der gestörte Stoffwechsel kann zu Zyklusstörungen führen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Auch während einer Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Eine engmaschige medizinische Betreuung ist daher besonders wichtig.
Eine unbehandelte Binge Eating-Störung kann das Herz-Kreislauf-System stark belasten. Der häufige Wechsel zwischen normaler Ernährung und Essanfällen führt oft zu Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten. Dies erhöht langfristig das Risiko für:
Die plötzliche Aufnahme großer Nahrungsmengen stellt eine besondere Belastung für den Verdauungstrakt dar. Viele Betroffene leiden unter chronischen Magenschmerzen und einem anhaltenden Völlegefühl. Das Reizdarmsyndrom tritt bei Menschen mit Binge Eating-Störung häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Auch Sodbrennen und Probleme mit der Magensäure sind typische Begleiterscheinungen, die die Lebensqualität deutlich einschränken können.
Besonders häufig sind auch Erkrankungen der Gallenblase. Die unregelmäßige Nahrungsaufnahme mit großen Portionen – oft reich an Fetten – kann zur Bildung von Gallensteinen führen. Diese verursachen nicht nur schmerzhafte Koliken, sondern können auch zu Entzündungen der Gallenblase führen und manchmal sogar eine operative Entfernung der Gallenblase notwendig machen.
Das durch die Essanfälle begünstigte Übergewicht (Über 50% sind übergewichtig) kann den Bewegungsapparat stark belasten. Besonders die gewichttragenden Gelenke wie Knie und Hüften sind betroffen.
Viele Betroffene entwickeln chronische Rückenschmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit. Langfristig kann dies zu Arthrose führen, die wiederum die Bewegung weiter einschränkt und damit einen Teufelskreis in Gang setzt.
Die psychischen Folgen einer Binge Eating-Störung sind oft besonders belastend. Depressionen und Angststörungen können sich entwickeln oder verstärken. Das ständige Gefühl des Kontrollverlustes während der Essanfälle führt zu einem negativen Selbstbild und tiefen Schamgefühlen.
Besonders ernst zu nehmen ist das erhöhte Risiko für Depressionen mit Suizidgedanken. Studien zeigen, dass Menschen mit Binge Eating-Störung ein deutlich erhöhtes Risiko für Suizidversuche haben. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich bei Suizidgedanken sofort professionelle Hilfe suchen.
Die Erkrankung beeinflusst alle Lebensbereiche.
Die Behandlung einer Binge Eating-Störung ist ein interdisziplinäres Unterfangen, meist durch ein Team verschiedener Fachkräfte, die eng zusammenarbeiten:
Die Psychotherapie bildet das Herzstück der Behandlung einer Binge Eating-Störung. Verschiedene Therapieansätze haben sich als besonders wirksam erwiesen, die oft auch kombiniert werden können.
Die KVT ist die am besten untersuchte und nachweislich wirksamste Therapieform bei Binge Eating. Im Mittelpunkt steht dabei die Veränderung von problematischen Denk- und Verhaltensmustern. In der Therapie lernen Sie, Ihre Gedanken und Gefühle genauer wahrzunehmen und zu verstehen, wie diese mit Ihrem Essverhalten zusammenhängen.
Eine besonders häufige Komponente der KVT ist das Führen eines Esstagebuchs, in dem Sie nicht nur Ihre Mahlzeiten, sondern auch die damit verbundenen Gefühle und Situationen dokumentieren. Das hilft dabei, Muster zu erkennen und Auslöser für Essanfälle zu identifizieren.
Die Therapie arbeitet auch gezielt an der Entwicklung eines gesunden Essverhaltens. Sie lernen, regelmäßige Mahlzeiten zu etablieren und zwischen echtem Hunger und emotionalem Essen zu unterscheiden. Gleichzeitig werden alternative Strategien im Umgang mit schwierigen Gefühlen entwickelt.
Viele Betroffene definieren auch ihren Wert stark über Gewicht und Aussehen. In der KVT lernen Sie, sich selbst wieder anders wahrzunehmen und wertzuschätzen.
Die IPT konzentriert sich auf die Zusammenhänge zwischen zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Essverhalten. Dieser Ansatz geht davon aus, dass Essstörungen oft in Verbindung mit ungelösten Konflikten oder problematischen Beziehungsmustern stehen.
In der Therapie werden aktuelle Beziehungskonflikte, aber auch frühere prägende Erfahrungen betrachtet. Sie lernen, Ihre Bedürfnisse besser wahrzunehmen und zu kommunizieren. Die Therapie hilft dabei, ein unterstützendes soziales Netzwerk aufzubauen und Konflikte konstruktiv zu lösen, statt sie durch Essanfälle zu betäuben.
Besonders hilfreich ist die IPT bei Menschen, die Essanfälle als Reaktion auf Einsamkeit oder Beziehungsprobleme erleben. Die Therapie unterstützt Sie dabei, neue Wege im Umgang mit anderen Menschen zu finden und soziale Kompetenzen zu stärken.
Die DVT wurde ursprünglich für die Behandlung von Borderline-Störungen entwickelt, hat sich aber auch bei Essstörungen als sehr wirksam erwiesen. Im Mittelpunkt steht die Verbesserung der Emotionsregulation – also der Fähigkeit, mit intensiven Gefühlen umzugehen, ohne zu Essanfällen zu greifen.
Die DVT konzentriert sich auf die folgenden 4 Aspekte:
Die Therapie kombiniert Einzelgespräche mit Gruppentraining, in dem diese Fertigkeiten praktisch geübt werden. Besonders wertvoll ist die DVT für Menschen, die unter starken Stimmungsschwankungen leiden oder Schwierigkeiten haben, Impulse zu kontrollieren.
Eine stationäre Behandlung in einer spezialisierten Klinik bietet besondere Vorteile:
Angehörige spielen oft eine besonders wertvolle Rolle.
Deutschland:
Österreich:
Schweiz:
Alle diese Anlaufstellen bieten anonyme Beratung und können auch erste Ansprechpartner sein, wenn Sie unsicher sind, ob Sie professionelle Hilfe benötigen.
Die Mitarbeiter kennen sich mit Essstörungen aus und können Sie auch an spezialisierte Therapeuten oder Kliniken in Ihrer Nähe vermitteln.
Eine Binge Eating-Störung ist eine ernsthafte Erkrankung – aber sie ist behandelbar. Der Genesungsweg ist herausfordernd, doch wie viele Betroffene berichten: Die Genesung ist nicht so schwer wie das Leben mit der Essstörung selbst.
Die Überwindung einer Binge Eating-Störung bedeutet allerdings nicht, dass Sie auf den Genuss beim Essen komplett verzichten müssen. Es liegt in der Natur des Menschens, Essen zu genießen. Oder wie Autorin Caroline Dooner es ausdrückt:
„You are meant to have the option to comfort yourself with food. You are not a robot eating battery pellets for energy.“
Es geht darum, eine gesunde, entspannte Beziehung zum Essen zu entwickeln.
Egal, wie lange Sie schon mit Binge Eating kämpfen: Es ist nie zu spät, den ersten Schritt zu wagen . Professionelle Hilfe und Unterstützung stehen Ihnen zur Verfügung.
The Balance RehabClinic ist ein führender Anbieter luxuriöser psychischer Gesundheitsbehandlungen für wohlhabende Menschen und ihre Familien und bietet eine Mischung aus innovativer Wissenschaft und ganzheitlichen Methoden mit beispielloser individueller Betreuung.
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