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Laut dem Bundesgesundheitsministerium trinken um die 95 % der Erwachsenen in Deutschland Alkohol. Rund 6,7 Millionen Deutsche nehmen regelmäßig gesundheitsgefährdende Mengen zu sich, wovon ca. 1,6 Millionen als alkoholabhängig gelten.
Die einzige effektive Therapiemöglichkeit bei Alkoholismus ist der Alkoholentzug. Doch wann ist das Schlimmste vorbei? Wenn der Entzug ohne Medikamente durchgeführt wird, dann klingen die schlimmsten körperlichen Symptome nach 4–5 Tagen ab.
Wir berichten in diesem Artikel alles über den Alkoholentzug, die Symptome und welche Behandlungen es gibt.
Der körperliche Alkoholentzug beginnt genau ab dem Moment, wenn dem Körper kein Alkohol mehr zugeführt wird. In der Regel setzten die ersten Entzugssymptome nach 4 – 5 Stunden ein.
Die Dauer der körperlichen Entgiftungssymptome hängt von den folgenden Faktoren ab:
Nun kommt es darauf an, ob ein warmer oder ein kalter Entzug durchgeführt wird. Der warme Entzug wird unter Begleitung von Medikamenten durchgeführt. Der kalte Entzug geht ohne Medikamente vonstatten. Er sollte nach Möglichkeit unter ärztlicher Betreuung durchgeführt werden.
Neben dem abrupten Entzug gibt es auch die Möglichkeit eines schrittweisen Entzugs, der stationär und ambulant durchgeführt werden kann. Bei dieser Entzugsmethode wird der Alkoholkonsum langsam reduziert und es erfolgen regelmäßige Kontrollen durch den Arzt. Problemhaft ist bei dieser Maßnahme, dass Alkoholiker in der Regel unter Kontrollverlust leiden, wenn es um den Alkoholkonsum geht. Es gibt jedoch genau wie beim warmen Entzug die Möglichkeit der medikamentösen Unterstützung, um das Verlangen nach Alkohol einzuschränken.
Der kalte Entzug, also die Entgiftung vom Stoff Alkohol ohne Medikamente hat in der Regel die folgende Dauer:
Alkohol ist eine sogenannte Stimulanz des zentralen Nervensystems und bindet im Gehirn an gewisse Rezeptoren. Durch die Einnahme von Alkohol wird die Gehirnaktivität gedämpft und das zentrale Nervensystem betäubt, was daran liegt, dass Alkohol die hemmende Wirkung des Botenstoffs Gamma-Aminobuttersäure (GABA) potenziert und gleichzeitig die erregende Wirkung des Gegenspielers Glutamat, der die Gehirnaktivität ankurbelt, reduziert. Dies führt zu Entspannung und Euphorie. Außerdem wird dem Gehirn signalisiert, mehr Botenstoffe zu produzieren, um den Neurotransmitterhaushalt auszugleichen. Damit stimuliert Alkohol die Tätigkeit des zentralen Nervensystems.
Wenn ein Alkoholiker mit dem Trinken aufhört, dann wird der Alkohol den Rezeptoren im Gehirn und Körper entzogen. Die Betroffenen haben hauptsächlich eingeschränkte Dopaminwerte, wobei der Neurotransmitterhaushalt generell außer Gleichgewicht geraten ist. Das zentrale Nervensystem reagiert auf den ausbleibenden Alkohol mit Hyperaktivität und es kann zu folgenden Symptomen kommen:
Psychische Entzugserscheinungen: Alkohol
Dies sind die schwersten Symptome eines Alkoholentzugs, die zum Delirium tremens zählen:
Die verschiedenen Phasen, welche mit bestimmten Symptomen einhergehen, können am besten in der Zeitleiste für Alkoholentzugserscheinungen abgebildet werden:
Nach 4–5 Stunden des letzten Tropfens Alkohol setzen diese Entzugserscheinungen ein:
Es setzen weitere psychische Symptome ein, wie zum Beispiel leichte Halluzinationen, Brechreiz, Unruhe, Reizbarkeit und schnelle Herzfrequenz. Das Verlangen nach Alkohol intensiviert sich. Wenn es sich nur um eine leichte Form des Alkoholismus handelt, dann erreichen die Suchterscheinungen normalerweise nach 18 bis 24 Stunden ihren Höhepunkt.
In diesem Zeitraum bestehen in der Regel leichtere Entzugserscheinungen, wie Kopfschmerzen, Zittern und Magenverstimmungen.
Alkoholentzug zweiter Tag: Langwierige Alkoholiker erleben oft eine schwere Form des Alkoholentzugs, was Delirium tremens oder Alkoholentzugssyndrom genannt wird. Alkohol kann dann lebensbedrohlich werden, wenn der Betroffene über Jahre hinweg täglich getrunken hat und von jetzt auf gleich aufhört. Nach 2–4 Tagen der Alkoholabstinenz treten ernstzunehmende Symptome auf, wie:
In schweren Fällen können epileptische Anfällen auftreten. Bei 25 % der Betroffenen eines nicht behandelten Alkoholentzugssyndroms tritt laut medizinischer Statistik der Tod eintreten.
Nach 3 Tagen sind die Alkoholentzugssymptome normalerweise am schlimmsten. In seltenen Fällen können die Entzugserscheinungen wie schnelle Herzfrequenz und Halluzinationen sogar über einen Monat lang anhalten.
Es bleiben bei vielen Patienten auch nach dem Entzug möglicherweise Depressionen, Unruhezustände, Ängste und Schlafstörungen bestehen.
Bei ehemaligen alkoholabhängigen Patienten können die subjektiven Schlafstörungen laut medizinischer Statistik über einen Zeitraum von 3 Monaten bis 3 Jahren trotz anhaltender Abstinenz bestehen bleiben.
Ein schwerwiegender Alkoholentzug mit heftigen Symptomen wird durch die folgenden Faktoren begünstigt:
Die Therapie kann in solchen Fällen nur stationär in einer medizinischen Einrichtung erfolgen, da die Komplikationen lebensgefährlich sein können.
Die Behandlung der Alkoholabhängigkeit gliedert sich in der Regel in vier Phasen:
Phase 1: Kontakt- und Motivationsphase
Der erste Schritt ist in der Regel der Gang zum Arzt. Aufhören bedeutet für Betroffene, dass sie die Ursache für ihre Sucht ergründen und bereit sind, sich in professionelle Hände zu begeben. Beim Arzt stehen zum Beispiel Fragebögen zum Suchtverhalten, körperliche Untersuchungsmethoden (z. B. Ultraschall des Bauches), Labortests zur Diagnosestellung zu Verfügung. Eine Ursache für die Alkoholsucht könnte beispielsweise eine zugrunde liegende Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sein.
Phase 2: Entgiftungsphase
Der Weg zur Genesung erfolgt durch die Reinigung des Körpers. Die Entgiftung ist kein Spaziergang, da die Entzugserscheinungen sehr stark sein können. Der Patient benötigt möglicherweise während des Entzugs medizinische und psychologische Betreuung.
Phase 3: Psychotherapeutische Phase
Der Patient sollte aufgrund des durch die Sucht und den Entzug veränderten Gehirnstoffwechsels psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen. Dazu werden in der Regel Medikamente benötigt, um den geistigen Zustand zu behandeln. Außerdem benötigt der Patient in dieser Zeit psychologische Unterstützung, um die Ursache der Sucht zu behandeln oder eventuelle Depressionen, Ängste usw. aufzuarbeiten. Der Patient sollte die Entgiftung in dieser Phase durch Maßnahmen wie gesunde Ernährung, Sauna, Sport, Meditation und Entspannung vorantreiben.
Phase 4: Nachsorgephase
Die Nachsorgephase dient der körperlichen und psychischen Stabilisierung nach dem Alkoholentzug. Durch die weitere psychologische Betreuung oder den Besuch einer Selbsthilfegruppe soll die Rückfallwahrscheinlichkeit reduziert werden.
Um die Entzugssymptome einer Person zu beurteilen und die geeignete Behandlung zu empfehlen, verwenden Ärzte möglicherweise eine Skala zur Entzugsbewertung für Alkohol. Je höher die Zahl, desto schlimmer sind die Symptome einer Person und desto mehr Behandlungen benötigen sie wahrscheinlich.
Bei schwachen Entzugssymptomen: Nicht alle Betroffenen benötigen unbedingt Medikamente zum Alkoholentzug. Für diese Personen ist es sinnvoll während des Entzugs eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen und/oder Selbsthilfegruppen zu besuchen.
Bei mittelschweren bis schweren Entzugssymptomen ist es ratsam Medikamente einzusetzen, wie zum Beispiel:
Wenn die akuten Entzugserscheinungen abgeklungen sind, werden oft Medikamente verschrieben, welche die Wahrscheinlichkeit verringern, einen Rückfall zu erleiden und wieder mit dem Trinken zu beginnen.
Die Postakutbehandlung wird in der Regel mit den Medikamenten Acamprosat oder Naltrexon im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes angeboten:
Es wird nicht empfohlen einen Alkoholentzug zu Hause ohne Betreuung durchzuführen. Das plötzliche Aufhören mit dem Trinken kann nicht nur hart, sondern auch gefährlich sein. Vor allen Dingen, wenn die Alkoholsucht bereits seit vielen Jahren besteht. Die gefährlichen Entzugserscheinungen des Delirium tremens, das bei Langzeitalkoholikern auftreten kann, kann tödliche Folgen haben. Sucht – Experten empfehlen daher noch vor dem geplanten Entzug den Hausarzt oder eine Suchtstelle aufzusuchen und sich beraten zu lassen.
Der Alkoholentzug kann dann zu Hause stattfinden, wenn professionelle Betreuung gewährleistet ist. Dies ist der Fall beim ambulanten Alkoholentzug, der um die 14 Tage dauert. In dieser Zeit wird der Patient medizinisch betreut, und zwar in einer Arztpraxis. In der ersten Woche besucht der Patient täglich die Praxis. Dort wird der Gesundheitszustand geprüft und es werden bei Bedarf unterstützende Medikamente gegeben. In der zweiten Woche kommt der Patient dann alle zwei Tage zur Untersuchung.
Voraussetzungen für einen ambulanten Alkoholentzug:
Bei einer Alkoholentzugstherapie, die stationär stattfindet, werden von vorneherein die Gesundheitsrisiken, mit denen bei einer ambulanten Behandlung gerechnet werden müssen, umgangen. Bei einer Suchterkrankung ist es der erste Schritt, dass sich der Patient seiner Suchtproblematik stellt, um sie überwinden zu können.
Sucht-Experten empfehlen beim Alkoholentzug die stationäre Betreuung in einer speziellen Suchtklinik. Hier halten sich die Patienten mehrere Wochen in der Klinik auf und werden von einem professionellen Team betreut. Daraus entstehen folgende Vorteile:
Neben dem Hausarzt und spezialisierten Entzugskliniken stehen in Deutschland Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen zu Verfügung. Die folgenden Zentren bieten ein deutschlandweites Suchnetz für Suchtberatungsstellen an:
Selbsthilfegruppen sind wichtig für ehemalige Alkoholiker, da sie hier auf verständnisvolle Gleichgesinnte treffen. Ganz nach dem Motto “Geteiltes Leid ist halbes Leid” finden die Betroffenen hier Rat und Erfahrungsaustausch. Durch das Gruppengefühl werden Ex-Alkoholiker motiviert ihr neues Leben einzuschlagen und auf Kurs zu bleiben. Auch bei Rückfällen und Existenzproblemen ist der Austausch mit den Gleichgesinnten in Selbsthilfegruppen sehr effektiv. Die folgenden Verbände und Gruppen bieten in Deutschland ihre Hilfe an:
Der Weg zu einem alkoholfreien Leben ist in der Regel lang und nicht einfach, aber es ist der einzige Weg, um ein sinnvolles und schönes Leben zu führen. Viele Menschen werden rückfällig, weil sie im Leben in Fallen treten. Das sind Fallen, die den Patienten förmlich zwingen können, wieder zu trinken.
Die schlimmsten Alkoholentzugserscheinungen sind in der Regel nach 4–5 Tagen vorbei. Wenn Sie mit dem Trinken aufhören möchten und sich über mögliche Entzugserscheinungen Sorgen machen, sollten Sie Ihren Hausarzt, einen Suchtexperten oder eine Suchtklinik aufsuchen. Dort wird dann eine Diagnose unter Berücksichtigung Ihrer Vorgeschichte und Ihres allgemeinen Gesundheitszustandes gestellt. Auf Basis dieser Einschätzung können Sie dann den betreuten Alkoholentzug in Angriff nehmen. Viel Erfolg!
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